Foto: Jesse Griesmaier
Systematik:
Familie: Cichlidae
Unterfamilie: Cichlinae
Tribus: Heroini
Gattung: Pterophyllum
Die Gattung Pterophyllum:
Die Gattung Pterophyllum beinhaltet momentan drei Arten. Den Skalar P. scalare (Schultze, 1823), den Hohen Segelflosser P. altum (Pellegrin, 1903) und den Leopolds Skalar P. leopoldi (Gosse, 1963). Die drei Arten teilen einen silbrigen, seitlich abgeflachten Körper mit einer langen, segelartigen Rücken- und Afterflosse sowie lang ausgezogenen, fadenartigen Bauchflossen. Die silbrige Grundfärbung wird von vier breiten, schwarzen Streifen unterbrochen (Normalfärbung). Die genaue Verwandtschaft innerhalb der Gattung Pterophyllum ist noch nicht ganz geklärt. Phänotypisch lassen sich vor allem gewisse Standortvarianten von P. scalare sowie P. altum schlecht unterschieden, da diese einer Zwischenform beider Arten ähneln. Generell gibt es von jeder der drei Arten sehr viele Standortvarianten, die sich im äußerlichen Erscheinungsbild stark voneinander unterscheiden.
Namensgebung:
Der Gattungsname Pterophyllum leitet sich aus dem griechischen Wort pteron „Segel“ oder pteryx „Flügel“ sowie dem griechischen Wort phyllon „Blatt“ ab und kann somit als Segel-/Flügelblatt übersetzt werden und beschreibt das Erscheinungsbild der Rücken- sowie der Afterflosse.
Arttypische Merkmale:
Der Skalar zeigt einen seitlich flach zusammengedrückten Körper mit einer langen After- und Rückenflosse. Die Bauchflossen sind ebenfalls langgezogen und reichen meistens bis unter die Spitze der Afterflosse. Je nach Standortvariante können diese Fische eine Länge von rund 15 - 17 cm und eine Gesamthöhe von 20 – 30 cm erreichen. Die Grundfarbe wilder Skalare ist glänzend silbrig mit vier schwarzen Längsstreifen. Der erste Streifen führt durch das Auge, der zweite mittig über den Körper, der dritte von der Rückenflosse über den Körper bis in die Afterflosse und der vierte Streifen ist auf der Schwanzwurzel zu finden. Bei Stress zeigen Skalare zwischen den breiteren schwarzen Streifen zusätzlich schmale braune Warnstreifen. Andere Merkmale bezüglich der Körperfarbe, wie ein roter Rücken, schwarze oder rote Sprenkel, gelbe, blaue und braune Flecken, rote oder schwarze Augen sind je nach Standortvariante unterschiedlich und werden später genauer erklärt. Skalare besitzen eine Fangmaske, die beim Beutefang oder beim Putzen des Laichsubstrates oft ausgestülpt wird.
Geschlechtsunterschiede:
Skalare besitzen keine sekundären Geschlechtsmerkmale. Somit ist eine Geschlechtsunterscheidung aufgrund phänotypischer Merkmale ausgeschlossen. Oft wird von der Unterscheidung der Geschlechter anhand der Schädelform sowie den Filamenten an der Anale oder den Bauchflossen gesprochen. Eine eindeutige Zuordnung der Geschlechter, dadurch kann nicht erfolgen.Jedoch lässt sich das Geschlecht durch das primäre Geschlechtsmerkmal, der sogenannten Genitalpapille, erkennen.Weibchen haben eine eher dicke, kurze und stumpfe Genitalpapille, wohingegen Männchen eine dünne, lange und spitze Genitalpapille haben.Die Genitalpapille ist ausschließlich während der Fortpflanzung zu erkennen.
Standortvarianten:
Pterophyllum scalare „Rio Manacapuru/ Lago Manacapuru/ Manacapuru Rotrücken“
Foto: Jesse Griesmaier
Der Manacapuru Rotrücken stellt mit 25 – 30 cm Gesamtspannweite einen der größten Varianten der Skalare dar. Dieser zeichnet sich durch einen schlanken Körper aus, welcher blaue Akzente in den Flossen sowie den Kiemendeckeln zeigt. Besonders auffällig ist der flächig orange oder rote Rückenbereich. Das schwarze Auge des Manacapuru Rotrückens zeigt fast kein Rot. Zu finden ist diese Variante im Weißwasser des Rio Manacapurus sowie des Lago Manacapurus. 2001 erfolgte der letzte Import nach Deutschland. Die meisten Tiere am Markt stammen aus der Augustin Blutlinie, welche sich durch eine leichte Knickschnauze sowie intensives Rot im Rückenbereich auszeichnen.
Pterophyllum scalare „Amapa Rotrücken“
Foto: Bernard Salgado
Der Amapa Rotrückenskalar ähnelt dem Manacapuru Rotrückenskalar, wird aber mit einer Gesamthöhe von ca. 20 cm nicht ganz so groß. Die generelle Körperform ist bulliger und runder und lässt den Fisch massiver wirken. Auch die Flossen sind im Verhältnis zum Körper nicht ganz so lang gestreckt. Der rote Rücken geht eher ins Weinrote. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist das rote Auge. Die Variante kommt im Bundesstaat Amapá vor, in welchen Flüssen genau, ist mir jedoch unbekannt. Dieser Skalar ist häufig im Handel zu finden, oft auch unter der Bezeichnung „wildfarben“.
Pterophyllum scalare „Rio Negro“
Foto: Mario Venter
Der Rio Negro Skalar ist wohl die bekannteste aller Wildformen. Dieser zeichnet sich durch einen ähnlichen Körperbau wie der Amapá Skalar aus. Vor allem die Schädelpartie wirkt äußerst bullig und besonders die rote Augenfarbe sticht hervor. Der Rücken des Rio Negro Skalars ist dunkelbraun. Hin und wieder zeigt diese Variante auch vereinzelt rote Punkte am Körper. Zwischen braunem Rücken und silbrigem Körper kann man einen beigen Übergang erkennen. Dieser Skalar ist im Schwarzwasser des Rio Negros zu finden. Der im Handel äußerst oft anzutreffende Skalar wird meistens unter der Bezeichnung „wildfarben“ verkauft.
Pterophyllum scalare „Rio Nanay / Peru Altum“
Foto: Simon Flaig
Der Peru Skalar, fälschlicherweise oft als Peru Altum bezeichnet, ist einer der größeren Varianten und erreicht durchaus die 25 cm Flossenspannweite. Diese Standortvariante lässt sich in zwei Farbformen einteilen:
„Honigfleck“
Foto: Sebastian Müller
Diese Farbvariante zeigt eine gold-silbrige Grundfarbe die im richtigen Licht türkisfarben schimmert. Die Kiemendeckel sind blau schillernd. Über der Grundfarbe zeigt dieser Skalar größere honiggelbe Flecken sowie rötlich-braune Punkte im Rückenbereich sowie zwischen den Streifen. In freier Natur ist der Phänotyp hier sehr variabel und zeigt bei einigen Individuen öfters auch einen rötlichen Rückenbereich. Die Flossen sind rotbraun gebändert. Das Auge ist rot.
„spotted“
Die spotted Variante zeigt einen eher silbrigen Grundton, ohne größere gelbe Flecken, jedoch zeigt diese bräunliche Sprenkel am gesamten Körper.
Typisch für den Peru Skalar ist der sogenannte „Baseball-Bat“, ein tropfenförmiger Streifen, welcher sich zwischen dem zweiten und dem dritten Streifen am Ansatz der Rückenflosse befindet. Dieser befindet sich an der Position, an die der Warnstreifen ansetzen würde. Unterhalb des Seitenlinienorganes ist dieser Streifen aber nicht ausgebildet. Bei einer noch unbenannten Variation des Peru Skalars ist die Gelbfärbung noch ausgeprägter. Der "Baseball-Bat" ist bei dieser Variante ausgeprägter und ist als deutlicher Streifen über den gesamten Körper erkennbar. Der Peru Skalar kommt innerhalb von Peru im Rio Nanay vor. Diese Variante wird regelmäßig importiert und ist häufig im Handel vertreten.
Pterophyllum scalare „Santa Izabel”
Foto: Roy Eimekei (Facebook)
Der Santa Izabel Skalar ist der größte unter den Skalaren. Mit einer Flossenspannweite über 30 cm erreicht dieser Altum-ähnliche Ausmaße. Die Körperform ist extrem hoch und flach. Auffällig ist die Knickschnauze und die steile Stirn die an einen Altum erinnert. Womöglich bildet diese Variante eine eigene Art oder stellt eine Übergangsform zwischen dem normalen Skalar und dem Altum dar. Die Grundfarbe dieser Variante ist silbrig. Der Rücken ist mit einem fleckigen rot-orangen Muster bedeckt oder mit kleineren roten Punkten bedeckt. Die Schwanz-, Rücken- und Afterflosse zeigen ebenfalls ein rotbraunes Muster. Das Auge dieser Variante ist rot gefärbt. Der Santa Izabel Skalar kommt im Schwarzwasser des Rio Negro in der Gegend von Santa Izabel vor. Importiert wird diese Variante eher selten.
Pterophyllum scalare „Rio Essequibo/Red Spotted Guyana”
Foto: David Rejdemyhr
Einer der kleinsten Standortvarianten ist der Guyana oder Essequibo Skalar. Dieser erreicht maximal 20 cm Körperhöhe. Die silbrige Grundfarbe geht in ein Beige im Rückenbereich über. Am gesamten Körper findet man mittelgroße Sprenkel. Diese können rot, braun oder schwarz sein. Das Auge dieses Skalars ist ebenfalls rot. Die kurzen Flossen haben blaue Akzente. Diese Variante kommt in Guyana, vor allem im Rio Essequibo vor. Diesen Skalar findet man eher selten im Handel.
Pterophyllum scalare „Suriname“
Diese Standortvariante ähnelt optisch dem Peru Skalar. Er hat eine deutlich ausgeprägte Knickschnauze. Er ist etwas höher als er Peru Skalar und zeigt einen filigraneren Körperbau sowie spitze Flossenenden. Die Grundfarbe ist hellgrau-silbrig mit viel Blauanteil im Rückenbereich sowie den Kiemendeckeln. Im späteren Verlauf bekommen diese Skalare gelbe Flecken im unteren Körperbereich. Wie der Peru Skalar, hat auch der Suriname Skalar eine braune Musterung in den Flossen. Der sogenannte „Baseball-Bat“ ist nur als kleiner Fleck angedeutet und kann als Unterscheidungsmerkmal herangezogen werden. Das Auge setzt sich intensiv rot vom Rest des Körpers ab. Verbreitet ist diese Variante in Suriname im Fluss Suriname sowie im Fluss Saramacca in der Nähe des Fluhafens Zanderij. Diese Variante ist ebenfalls äußerst selten im Handel anzutreffen.
Pterophyllum scalare "Rio cuiuni"
Diese Standortvariante ähnelt im äußerlichen sehr dem Santa Izabel Skalar. Man ist sich nicht ganz sicher ob es eine andere Variante ist, jedoch findet man diese Variante an einem anderen Fundort. Mit ca. 30 cm Körperhöhe wird auch dieser Skalar besonders groß. Auf silberner Grundfarbe kann man einen rötlich gefleckten Rücken erkennen. Die braunen Bänderungen in den Flossen sind ebenfalls vorhanden, sowie das rote Auge. Verbreitet ist diese Variante im Rio Cuiuni in Brasilien. Im Handel selten anzutreffen.
Vorkommen:
Die verschiedenen Standortformen sind in der folgenden Karte eingezeichnet:
Habitat:
Pterophyllum scalare kommt in zwei Gewässertypen vor, in Weißwasserflüssen und Schwarzwasserflüssen. Weißwasserflüsse haben eine hellbraune Färbung, die durch mineralische Schwebstoffe entsteht. Schwarzwasserflüsse sind dunkel bis schwarz und sind stark mit Huminsäuren angereichert.Beide Gewässerarten weisen eine niedrige Karbonathärte auf, haben eine niedrige Gesamthärte und sind somit sehr weich. Zudem weisen beide einen sauren und damit eher niedrigeren pH-Wert auf.
Nahrung:
Pterophyllum scalare ist ein räuberischer Cichlide. In der freien Natur ernährt er sich hauptsächlich von Insekten und Insektenlarven, Krebstieren und kleinen Fischen. Ab und zu wird auch pflanzliche Kost aufgenommen. Es wurde beobachtet wie sie in freier Natur Aufwuchs von Steinen und Wurzeln gefressen haben. Im Aquarium werden Skalare am besten abwechslungsreich gefüttert. Ein Mix aus Lebendfutter (Guppys, Mückenlarven, Artemia, Wasserschnecken usw.), Frostfutter (Artemia, weiße & schwarze Mückenlarven, Miesmuschel, Shrimps) und Trockenfutter (Granulat, Flocken, Chips) sorgt für eine ausgewogene Ernährung. Zusätzlich fressen Skalare in Gefangenschaft gerne abgestorbene Wasserpflanzenteile wie Vallisnerien oder aber auch Wasserlinsen.
Sozialverhalten:
Wie die meisten Buntbarsche sind auch Skalare äußerst soziale Fische. In der Natur schwimmen sie teilweise in riesigen, losen Verbänden von über 100 Tieren in Schwemmgebieten. Durch Veränderung der Farbintensität und Kontraste des Streifenmusters kommunizieren Skalare untereinander. Zusätzlich wird bei der Balz oder Drohgebärden der Kehlsack gebläht, mit dem Kopf genickt, mit den Flossen gezuckt und Rivalen angeschwommen, gebissen oder es kommt zum Maulzerren. Unterwürfige Skalare wechseln in einen blassen Farbton und gehen den dominanten Tieren aus dem Weg. Zur Paarungszeit verlassen die Skalare paarweise die Gruppe. Nach Aufzucht der Brut schließen sie sich der Gruppe wieder an.
Fortpflanzung:
Foto: Jesse Griesmaier
Hat sich ein harmonisierendes Paar gefunden, beginnt es ein geeignetes Laichsubstrat zu suchen und zu säubern. Bevorzugt werden schräge oder vertikale glatte Oberflächen, wie Wurzeln, Steine oder Blätter. Nach dem Säuberungsakt beginnt das Weibchen mit dem Trockenlaichen. In dieser Phase stimmen sich beide Partner auf einander ab. Zu dieser Zeit sind bereits die Genitalpapillen beider Elterntiere zu sehen. Während der Eiablage wird das Revier rund um den Laichplatz vehement verteidigt. Auf das Laichsubstrat werden zwischen 200 – 400 Eier abgelegt. Diese sind meist durchsichtig oder gelblich. Daraufhin besamt das Männchen das Gelege. Nach ca. 46 Stunden schlüpfen die ersten Larven. Diese bleiben mittels Klebefaden am Laichsubtrat hängen. Die Eltern fächeln unaufhörlich Frischwasser zur Brut und picken Larven, die vom Laichsubstrat gefallen sind wieder auf und spucken sie zurück zur Brut. Nach ca. 3 – 4Tagen beginnen die Larven mit dem Schwimmen und mit dem Fressen. In diesem Alter wird lediglich Lebendnahrung in Form von kleinem Wassergetier gefressen. In der Zucht im Aquarium eignen sich hier frisch geschlüpfte Artemia Nauplien. Innerhalb der nächsten 3 – 4 Monate wachsen die Jungfische zu kleinen Ebenbildern ihrer Eltern heran. Etwa in dieser Zeit endet die Brutpflege der Elterntiere, die daraufhin wieder die Gruppe der Artgenossen aufsuchen.
Persönliche Erfahrungen in der Aquarienhaltung:
Mein Besatz besteht aus acht Manacapuru Rotrückenskalaren, wobei vier der Augustin Blutlinie f5 angehören und vier einer gemischten Blutlinie der f1 angehören. Gehalten werden sie in einem Aquarium mit den Maßen 130-100x60x80cm (lxtxh). Dies entspricht ca. 550l Wasser. Als Beibesatz empfehlen sich nicht zu große Welse und kleine Zwergbuntbarsche. Gekauft wurden die Skalare mit einer Höhe von 8 cm. Viermal tägliche Fütterung mit Frost- und Lebendfutter sorgt für eine gesunde abwechslungsreiche Ernährung und fördert das rasche und gute Wachstum. Nach ca. 1,5 Jahren haben die Tiere eine Größe von 22-25 cm erreicht. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Streitigkeiten im Becken. Nach den 1,5 Jahren begannen die Tiere mit Revierkämpfen und der Balz. Auf eine ausreichende Strukturierung des Beckens, mit Wurzelholz und Pflanzen, soll daher geachtet werden, um den Tieren Rückzugsmöglichkeiten bieten zu können. Bei Wasserwerten von: pH 6,8, LW 270 mS und eine Temperatur von 27,5°C können die Tiere dauerhaft gehalten werden. Zur Zucht werden die Werte mittels Torfkanone gedrückt. Die Zuchtwerte betragen bei mir LW 100-130 mS, ph 5-6 und eine Temperatur von 28-29°C. Am besten separiert man zur Zucht ein Pärchen in einem Zuchtbecken und stattet dieses mit Schwammfilter, Laichkegel und der ein oder anderen Pflanze in einem Topf aus. Die Tiere beginnen nach der Separierung meist mit der Balz. Man kann Skalare mit oder ohne Eltern aufziehen, wobei die natürliche Aufzucht zu bevorzugen ist. Skalarlarven füttert man am besten mit Artemia Nauplien und später mit anderem Lebend- und Frostfutter (weiße, schwarze Mückenlarven). Nach 3-4 Monaten sind die Skalare ca. 8 cm hoch und abgabebereit.
Videos zur Haltung und Zucht von Manacapuru Rotrückenskalare findet man hier:
Diskussionen zur Haltung und Zucht findet man hier:
Die Gattung Pterophyllum - Bilder, Berichte, Diskussionen
Mein Manacapuru Aquarium
Manacapuru Rotrücken - Zuchterfahrungen
22.327 mal gelesen
THOR -
Halleluja .... Niki Lauda würde sein rotes Kapperl ziehen .....