Hallo Zusammen,

Es gibt das Sprichwort „man sieht sich immer zwei Mal im Leben“ und so ergeht es nun mir und der Gattung Oryzias

Nach meinen Erfahrungen vor einigen Jahren mit Oryzias latipes hat es mich nun noch einmal gepackt: Diesmal ist es der Neonreisfisch - Oryzias woworae- von der indonesischen Insel Sulawesi.
Ich habe sowieso ein Faible für das Land selber und nachdem ich mit meiner Tochter Videos über das Dorf Sampela geschaut habe, schweifte auch mein aquaristisches Interesse zuletzt verstärkt wieder durch diese Region.

Dann sah ich auf der Ruinemans Liste die O. woworae doch als ich sie bei Thomas bestellen wollte waren sie leider schon weg. Als ich die Tage zu Ihm fuhr hatte er zufälligerweise noch 3/2 da und sagte nur, dass es ihn nicht verwundert, das diese nun an mich gehen

Anbei ein paar Bilder meines kleinen Low Budget Setups. Grundsätzlich orientiert sich die Einrichtung an Abschnitten der großen Seen in Zentralsulawesi wie zum Beispiel der Danau Poso. Bei dem Steinaufbau wollte ich eine Art kleine Arena schaffen und die Männchen nehmen diese auch wie geplant an
Im Hintergrund sieht man schon den unvermeidlichen Laichmopp

Mir macht die kleine Truppe jetzt schon wahnsinnig Spaß beim Zuschauen, die Männchen duellieren sich und imponieren und Laufen dabei Mitternachtsblau an. Somit sind sie auch meilenweit farbiger als meine damaligen Medaka.
Ich bin gespannt wie sich diese kleine Gruppe und das Becken entwickelt.

Hi Sebastian,

das Becken ist nicht riesig: 30x35x35 (LxTxH).

Ich benutze mein normales Leitungswasser, ca neutraler PH und GH um die 10, Temperatur ohne Heizer zwischen 22-25 je nach Jahreszeit. Eventuell brauchen sie eine wärmere Phase um richtig produktiv zu sein, da liest man Widersprüchliches und ich probiere es erstmal so.
Was für die O. woworae anscheinend ein echter Trick ist:
Das steinige Layout ist nicht nur relativ biotopgetreu, sondern wird von der Art genau richtig benutzt bzw. vermutlich auch gebraucht. Die sind komplett! Anders als zb latipes im Verhalten: Die Wasseroberfläche spielt kaum eine Rolle, da geht es nur zum fressen hin. Dagegen schwimmen Medaka ja Teich prädestiniert nahezu immer sehr weit oben oder lassen sich treiben.
Die woworae sind viel spannender, die verhalten sich ehrlich gesagt wie umgänglichere Mini Tropheus oder Mbunas

Dazu lieber Männchenüberhang, die können ordentlich treiben und reagieren sich besser untereinander ab.
Dementsprechend stehen sie jeden Tag zu bestimmten Phasen tiefblau in Farbe - da bezieht jeder seine Ecke und es wird in der Arena ein alternativer Hahnenkampf ( um auch metaphorisch in der Region zu verbleiben ) geführt. Außerhalb dieser konzentrierten Phasen weiden alle Tiere die Steine ab! Damit hätte ich nicht gerechnet. Das sieht einfach haargenau wie bei Mbunas und Co aus.
Gegen Abend schwimmen alle entspannt zusammen. Morgens beim Licht anschalten sieht man kein Tier. Die benutzen ganz aktiv die Höhlen zum Ruhen, womit ich auch nie gerechnet hätte. Das Layout sollte für mich der Optik halber sein, jetzt ist es subjektiv das einzig Richtige für diese Art

Zusammengefasst: Ultra spannende Art, die im Verhalten mit einer ungeahnten Abwechslung absolut überrascht und dazu in den Imponierphasen ( jeden Tag mindestens einmal) auch farblich zu überzeugen weiß!
Ich kann sie nur empfehlen, ich hätte den kleinen Kerlchen ehrlich nicht derart viel Potenzial zugetraut

Hallo Ihr drei, freut mich wenn Euch mein Geschreibsel zusagt
Genau solch persönliche Noten in Berichten sind das was mir bei Hans Georg Evers immer am besten gefällt: Seine Berichte sind für mich unerreicht! Der Mann genießt bei mir absoluten Legendenstatus

Sebastian, das kann ich dir echt empfehlen!
Das Becken gefällt mir super, da konnte ich direkt meine alte angefressene Bucephalandra zur Wiedergenesung einsetzen. Da schlage ich direkt zwei Fliegen mit einer Klappe, ich wollte schon länger mal Bucen im „Geborgenen“ richtig pflegen.
Die Oryzias sind mega, so ein interessanter Fisch, und das obwohl die meisten Zwergfische mich meist nicht dauerhaft überzeugen konnten.

Hallöchen,

ich habe versucht die Gunst des Moments zu nutzen, als bei den woworae mal wieder die „Kampfarena“ geöffnet wurde

Leider war es direkt nach dem Wasserwechsel, sodass durch die Luftbläschen recht viele Spiegelungen auftreten.
Dennoch kann man denke ich sehen, wie viel Potential in den kleinen Kerlen schlummert! Ich habe nun vermutlich nur ein Weibchen, da werde ich nochmal 3-4 bei Thomas nachordern

Servus,

Ich habe gestern nochmal drei eindeutige und schon etwas größere Weibchen von Thomas mitgenommen. Da ging sofort die Post ab bei meinen vorhandenen Tieren!
Man sieht auch an der Körperform, dass die neu zugesetzten Tiere deutlich weiter sind und dementsprechend gespannt bin ich nun, wann ich die ersten Eier erblicken werde.

Die männlichen Tiere sind allesamt blau, mittlerweile sind sie ganztägig violett-blaustichig und laufen zur Primetime mitternachtsblau, fast schon schwarz, an. Nun habe ich acht Tiere auf knapp 40l Wasser. Das ganze wirkt sehr harmonisch, trotz reichlicher Reibereien. Langweilig ist es nie. In ruhigen Phasen werden die Steine abgeweidet, manchmal stehen alle Tiere gemeinsam in der Mitte.
Ich bleibe dabei, Oryzias woworae ist ein Wahnsinnsfisch und absoluter Geheimtipp! Ein recht kleiner Fisch mit so einem breiten Verhaltensspektrum und dazu tollen Farben. Aber halt nichts für die Sammelbüchse, denn gegen Rauhbeine wie männliche Platies und Ähnliches kämen sie mit Sicherheit nicht an.

Ich versuche mich zeitnah an Fotos, leider sind sie auch sehr hibbelig, wenn sie ihre beste Farbe bei den Imponierspielen zeigen

Guten Morgen,

Da ich es anfangs angesprochen hatte, hier ein Update bezüglich des Themas Wassertemperatur:
Anfangs hielt ich die O. woworae bei ca 22 Grad. Die Tiere zeigten sich zu unterschiedlichen Tageszeiten in schönster Farbe, waren aber auch oft recht ruhig in der Gruppe.
Gefressen wurde gut, aber gesittet.
Nun habe ich, vornehmlich zur Steigerung der Eiablage, die Temperatur seit ca. einer Woche auf rund 25 Grad angehoben.
Wie man im Internet lesen kann soll dieser Bereich die Grenze sein, zwischen intensiverer Eiablage und darunter deutlich verminderte Reproduktionsrate. Das stimmt absolut: die Eizahl ist deutlich gestiegen, aber auch das Aktivitätspotenzial der Tiere! Die Männchen schwirren wie Kolibris nahezu den ganzen Tag durch das Becken, das dominante Männchen in fast schwarzem Gewand Dazu wird gefressen wie die Scheunendrescher.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass viele Aquarienfische oftmals grundlos zu warm gehalten werden und gerade in Zeiten steigender Strompreise bin ich ein Freund davon es zunächst mit den unteren Bereichen der Temperaturspanne für jeweilige Arten zu probieren.
Doch gerade bei beabsichtigter Nachzucht kann ich feststellen, dass es für O. woworae mit bereits 25 Grad einen riesigen Unterschied macht, und diese Art auch ohne den Aspekt der Nachzucht für den Betrachter so nochmals attraktiver macht!

Leider ist die Eiablage in Laichmopps noch schwierig, da die Weibchen ihre Eier in der Tragephase leider allzu oft an die anderen, räubernden Tiere verlieren…
Daher wende ich aktuell die Methode an, die Weibchen zu fangen und die bereits im Kescher abgeworfenen Eier dann herauszunehmen. So kann das Weibchen direkt weiter im Haltungsbecken verbleiben. Natürlich steht so der Ertrag noch nicht im richtigen Verhältnis zu dem Aufwand
Ich hoffe, dass sich die Laichraub Problematik verringert, sobald ich die Gruppenstärke, besonders in Bezug auf die Zahl der weiblichen Tiere, noch etwas erhöhen konnte. Aber das möchte ich gerne direkt mit eigenen, aufgezogenen Tieren gestalten

Was mir noch auffiel:
Besonders bei woworae Männchen fällt die Verwandtschaft zu Halbschnabelhechten sehr stark auf, mit denen sie auch in der Ordnung der Hornhechartigen stehen. Diese Verbindung wird ja oftmals vergessen und die Tiere häufig intuitiv den Zahnkärpflingen zugeordnet. Natürlich erkennt man dennoch auch hier grundlegende Ähnlichkeiten, da beide Ordnungen zu den Ährenfischverwandten gehören

Hallo Dieter,

Fotos und auch ein Video stehen schon länger auf meiner Liste, leider rückte das immer wieder hinter die nächste Erledigung im Aquarienkeller

Daher: Reiche ich sobald wie möglich nach

Hallo Benni,

ja das sähe sicherlich schöner aus, aber dann landen die Eier leider nicht mehr in den Laichmopps

Mir schwebt aktuell zunehmend ein Bild vom großen 600l Becken mit einer richtig großen Gruppe woworae vor Augen. Das dann als Schaubecken, das Kleine dient der Zucht. Ich bin gespannt wie lange es dauert, bis ich die Tiere für so ein Vorhaben zusammen habe