Uaru amphiacanthoides (HECKEL, 1840)

Weitergeleitet von „Keilfleckbuntbarsch“

  • Uaru amphiacanthoides ist ein Großbuntbarsch aus dem Flusssystem Brasiliens.




    Systematik:


    Familie: Cichlidae

    Unterfamilie: Cichlinae

    Tribus: Heroini

    Klade: Mesonautines

    Gattung: Uaru


    Die Gattung Uaru:

    Die Gattung Uaru beinhaltet drei Arten. Typusart dieser Gattung ist Uaru amphiacanthoides. Eine weitere beschrieben Art ist Uaru fernandezyepezi.
    Uaru fernandezyepezi unterscheidet sich vom Farbkleid sehr stark von Uaru amphiacanthoides. Uaru fernandezyepezi besitzt keinen keilförmigen Lateralfleck. Sie besitzen jedoch einen senkrechten schwarzen Fleck, welcher sich am Ende des Rumpfes befindet. Er fängt unter Dorsale an und zieht sich bis zur Anale. Vor diesem länglichem Fleck befindet sich ein kleiner runder Fleck, welcher unter der Dorsale sitzt. Uaru fernandezyepezi hat eine Augenbinde und nicht wie Uaru amphiacanthoides nur einen Fleck hinter dem Auge. Ebenfalls unterschiedlich ist der Schwanzwurzelfleck. Dieser ist bei Uaru fernandezyepezi eher schmal und legt sich wie eine Binde um die Schwanzwurzel.
    Uaru sp. "Orange" sieht Uaru amphiacanthoides schon deutlich ähnlicher. Auch sie besitzen einen Lateralfleck, jedoch ist dieser rechteckig und tritt daher auch über das Seitenlinienorgan. Uaru sp. "Orange" besitzt keine Flecken über den Pectoralen und hinter den Augen. Auch bei Uaru sp. "Orange" legt sich der Schwanzwurzelfleck, genauso wie bei Uaru fernandezyepezi, wie eine Binde um die Schwanzwurzel. Uaru sp. "Orange" weist jedoch auch ein neues Merkmal auf, nämlich ein wurmartiges Zeichnungsmuster auf der oberen Hälfte des Kopfes.
    Es ist noch unklar, ob es sich bei Uaru sp. "Orange" um eine Standortvariante von Uaru amphiacanthoides handelt, oder ob es eine eigenständige Art ist, welche zudem auch noch verschiedene Standortvarianten beherbergt. Eine Hybridisierung zwischen Uaru amphiacanthoides und Uaru fernandezyepezi kann jedoch vermutlich ausgeschlossen werden, da die beiden Arten in der Natur nicht aufeinander treffen.

    Verwandschaft:

    Die Verwandschaftsverhältnisse der Gattung Uaru sind nicht bekannt. Von der Körperform erinnert die Gattung Uaru jedoch sehr an die beiden Gattungen Hoplarchus und Heros. Der kurze und kräftige Unterkiefer weist jedoch auf eine Verwandschaft mit den zwei Gattungen Symphysodon und Mesonauta hin.


    Namensgebung:

    Der Gattungsname Uaru leitet sich von dem Namen "Uaru-ura" ab. So nennen die indigenen Ureinwohner die Vogelkröte, welche von oben betrachtet stark der Form eines Uaru ähnelt.
    Heckel benannte die Art nach der Meeresfischgattung Amphiacanthus, welche heute ein Synonym zur Gattung Siganus darstellt. Auch die Gattung Amphiacanthus ähnelt dem äußeren Erscheinungsbild.


    Arttypische Merkmale:

    Das besondere Merkmal ist der stark zusammengedrückte und ziemlich hochrückige Körper, welcher eine Länge von bis zu 30 cm erreichen kann. Uaru besitzen einen kurzen, aber kräftigen Kiefer, welcher mit Zähnen bestückt ist, die lang, vorgebeugt, zusammengedrückt und stumpf sind. Ebenfalls typisch ist das zweiästige Seitenlinienorgan.
    Die Schuppen sind sehr klein und in großer Menge vorhanden. Das arttypischste Merkmal ist der keilförmige Lateralfleck, welcher nicht über das Seitenlinienorgan tritt. Daher wird Uaru amphiacanthoides im deutschen auch "Keilfleckbuntbarsch" genannt. Der Schwanzwurzelfleck ist relativ breit und tritt nur leicht über das Seitenlinienorgan über. Bei manchen Exemplaren verschmilzt der Lateralfleck mit dem Schwanzwurzelfleck. Hinter den Augen besitzt Uaru amphiacanthoides einen kleinen Fleck, genauso wie über den Pectoralen.


    Geschlechtsunterschiede:

    Uaru besitzen keine sekundären Geschlechtsmerkmale. Somit ist eine Geschlechtsunterscheidung aufgrund phänotypischer Merkmale ausgeschlossen.
    Jedoch lässt sich das Geschlecht durch das primäre Geschlechtsmerkmal, der sogenannten Genitalpapille, erkennen.
    Weibchen haben eine eher dicke, kurze und stumpfe Genitalpapille, wohingegen Männchen eine dünne, lange und spitze Genitalpapille haben.
    Die Genitalpapille ist ausschließlich während der Fortpflanzung zu erkennen.

    Standortvarianten:

    Die Grundfärbung von Uaru amphiacanthus variiert je nach Habitat. So haben Tiere aus dem Rio Tefe eine zitronengelbe Färbung, wohin gegen Tiere aus dem Rio Negro eine dunkelrote Grundfarbe besitzen. Exemplare aus dem Rio Negro besitzen eine türkisgrüne Färbung.




    Vorkommen:

    Uaru amphiacanthoides kommen in vielen Flüssen vor.





    -Rio Amazonas
    -Rio Solimoes
    -Rio Ucayali
    -Rio Madeira
    -Rio Xingu
    -Rio Negro
    -Rio Branco
    -Rio Tapajos

    Uaru fernandezyepezi hingegen kommt ausschließlich im Orinoco vor.


    Habitat:

    Uaru amphiacanthoides kommt in zwei Gewässertypen vor, in Weißwasserflüssen und Schwarzwasserflüssen. Weißwasserflüsse haben eine hellbraune Färbung, die durch mineralische Schwebstoffe entsteht.
    Schwarzwasserflüsse sind dunkel bis schwarz und sind stark mit Huminsäuren angereichert.
    Beide Gewässerarten weisen eine niedrige Karbonathärte auf, haben eine niedrige Gesamthärte und sind somit sehr weich. Zudem weisen beide einen sauren und damit eher niedrigeren pH-Wert auf.


    Nahrung:

    Uaru amphiacanthoides sind herbivor/omnivor. Sie brauchen vor allem pflanzliche Nahrung, da ihr Verdauungssystem darauf ausgerichtet ist. Doch auch tierische Nahrung wird benötigt.


    Sozialverhalten:

    Uaru sind sehr gesellige Tiere und haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie schwimmen immer in der Gruppe und suchen besonders bei Gefahr den Schutz in der Dichte der anderen Tiere. Nur während der Fortpflanzung setzt sich ein Pärchen ab und bildet ein Revier. Später kehrt jedoch auch das Elternpaar zur Gruppe zurück.


    Fortpflanzung:


    Bei der Fortpflanzung ähneln Uaru sehr an die Arten der Gattung Symphysodon.
    Uaru amphiacanthoides sind offene Substratbrüter und legen ihre Eier, welche im Verhältnis zu ihrer Körpergröße doch sehr klein sind, gerne senkrecht an Wurzeln ab.
    Die Art ist biparental. Es beteiligen sich also beide Elternteile an der Brutpflege.
    Nach ein bis zwei Tagen schlüpfen die Eier und die Huderphase beginnt. Während der Huderphase, die Zeit zwischen dem Schlupf der Eier und dem Freischwimmen der Jungfische, werden die Larven in einer von den Eltern ausgehobenen Kuhle bewacht. In dieser Zeit ernähren sich die Larven noch von dem Dottersack. Später, wenn die Jungfische nach ein bis zwei Wochen freischwimmen, produzieren die Eltern ein Hautsekret, wovon sich die Jungfische ernähren, ähnlich wie die Gattung Symphysodon.




    Juvenile Tiere:

    Juvenile Tiere unterscheiden sich stark von adulten Tieren. Sie haben ein goldbraunes Farbkleid, welches ein Netzmuster aufweist. Erst im semiadulten Alter bildet sich der typische keilförmige Lateralfleck. Eine ähnliche "Metamorphose" durchlaufen juvenile Tiere der Gattung Astronotus.
    Roland Rietsch schrieb folgendes im Bericht einer DCG-Information:"Ich vermute, dass die Alttiere ihre Jungen am Zeichnungsmuster erkennen."
    Er beobachtete das Verhalten, dass die Jungtiere den Eltern ihre Flanken zeigten, um sich zu erkennen geben.


    Persönliche Erfahrungen in der Aquarienhaltung:

    Ich hielt zehn Tiere in einem 960 Liter Becken, welches die Maßen 200x80x60 cm hatte. Diese Grundfläche sehe ich als Mindestmaß an, da sich die Tiere gegenseitig stimulieren während der Fortpflanzung und somit schnell mehrer Reviere beansprucht werden.
    Eine Gruppenhaltung von mindestens sechs bis acht Tieren ist ebenfalls zu empfehlen, da sie ein ausgeprägtes Sozialverhalten aufweisen.

    Um den Tieren, welche oftmals sehr scheu sind, genügend Deckung zu bieten sind Verstecke im Unterholz wichtig. Auch für das Ablaichen und Abstecken von Revieren spielen Wurzeln eine entscheidende Rolle.
    Um der Natur näher zu kommen, habe ich diese Bereiche nicht so stark ausgeleuchtet, da das dichte Wurzelwerk auch in natürlichen Lebensräumen viel Licht absorbiert.
    Helle und weitflächige Zonen sind für das Freischwimmen als Gruppe genauso verpflichtend.
    Sand als Bodengrund hat sich bewährt, da sie oftmals nach Futter im Boden wühlen.

    Füttern sollte man die Tiere vor allem mit pflanzlicher Kost. Neben Flockenfutter, welches auf pflanzlicher Basis basiert, lassen sich auch Salat, Blattspinat, Kartoffel, Paprika, Tomate, Gurke/Zucchini, Spargel, Rosenkohl, Blumenkohl und Brokkoli verfüttern. Tierische Nahrung wie Mückenlarven, Bachflohkrebse und Artemia sollten ebenfalls als Frost- und Lebendfutter gefüttert werden.

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Kommentare 3

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    pilsen -

    Toll Marc! Bei Standortvarianten schriebst du von verschiedenen Farben im Rio Negro?

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    Käpt'n_D -

    Ganz große Klasse, Marc! Du machst sie mir wieder ganz schön schmackhaft.....

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    THOR -

    toll geschrieben, Kompliment, Greg ....