​Ist die private Tierhaltung noch zu retten? - ZOOM-Vortrag von Manfred Dietz

      ​Ist die private Tierhaltung noch zu retten? - ZOOM-Vortrag von Manfred Dietz

      WEITERGELEITET VON: VDA - Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde

      Ist die private Tierhaltung noch zu retten? - Vortrag von Manfred Dietz

      Am 07.12.2022 um 19:30 Uhr könnt ihr euch den spannenden Vortrag des cichliden-forum.de von Manfred Dietz (cichliden-forum.de) über Zoom anhören. Der Vortrag zeigt eine Zusammenfassung aller Maßnahmen, Gesetze usw. die momentan und zukünftig sehr negativ auf uns Aquarianer sowie alle Tierhalter einwirken. Dazu zählt u.a. die Reform des TierSchG 2022, das neue TAMG, die Lobbyarbeit der Tierrechts Organisationen und die Pläne der Politik/EU sowie vieles mehr.

      Manfred Dietz versucht euch einen kompletten Überblick der gesamten laufenden und kommenden Vorgänge zu geben, die uns leider sehr schwer treffen. Im Anschluss werden Ideen gesammelt, Maßnahmen erarbeitet und offen über das Thema diskutiert.

      Klingt interessant? Mehr darüber erfährst du hier: cichliden-forum.de

      Du möchtest dir den Vortrag anschauen? Das Cichliden Forum freut sich über eine rege Teilnahme. Jeder kann gerne kostenlos daran teilnehmen:

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      Moin,

      puh, das war anstrengend. Mir bestand der Vortrag definitiv zu viel aus "Spinnerei". Schon am Anfang hieß es, dass wir quasi kurz davor sind, die Tierhaltung komplett abzuschaffen. In Brüssel haben Tiervereine 0 Vollzeitstellen, die Tierhandel-Lobby hat 3-5 Vollzeitstellen in Brüssel und Tierrechtler haben 32 Plätze in Brüssel. Hierbei wurde allerdings auch sowas wie der WWF, CITES oder der Dachverband BNA als Tierrechtsorganisationen bezeichnet und auf die Arbeit dieser 32 Vollzeitstellen wurde nicht eingegangen. Stattdessen wurde hauptsächlich PETA "zitiert". PETA will (alle) Tiere dem Menschen gleichsetzen, PETA investiert nur 10% in den Tierschutz und schläfert Tiere ein aber 4,5 Millionen können für Werbemaßnahmen ausgegeben werden, etc. Es wurde gesagt, dass PETA kaum Fachkompetenz besitzt, aber das wurde lediglich behauptet und nicht an einzelnen Aussagen bewiesen. Dann meldete sich noch Frank Schäfer dazwischen und bezeichnete alle Tierrechtsorganisationen als pseudoreligiöse Vereinigungen...
      Über die Abschaffung der Orcas aus dem Loro Parque wurde sich ebenfalls echauffiert und die Argumente der Kritiker einfach als falsch abgetan, ohne das selbst zu widerlegen.
      Dann wurde sich noch über das neue Tierarzneimittelgesetz ausgelassen. Viele Arzneimittel, die vorher freiverkäuflich waren, aber jetzt verschreibungspflichtig sind, sind quasi vom Markt, da sie erst von der Arzneimittelbehörde erst zugelassen werden müssen, was entsprechend Geld kostet, da hier einige Studien für angefertigt werden müssen. Mir stellt sich jedoch die Frage; wie viele Arzneimittel gehen da jetzt für uns verloren und welchen prozentualen Anteil haben diese am gesamten Absatzmarkt für Tierarzneimittel? Ich beispielsweise habe noch nie ein Antibiotikum verwenden müssen im aquaristischen Bereich. Dieses neue Tierarzneimittelgesetz würde wohl auch den Auftrag der artgerechten Pflege eines Tieres, der aus dem Tierschutzgesetz entnommen werden kann, verhindern, da man im Falle eines Falles gar nicht mehr auf alle Arzneimittel zurückgreifen könnte. Auf die Ursache dieses verschärften TAMG, nämlich das Verhindern weiterer Antibiotikaresistenzen bei Mikroben, wurde nur beiläufig eingegangen.

      Letztendlich war es viel Polemik, aber wenig dahinter. Und Selbstreflexion sieht definitiv anders aus. Der Rat am Ende die Aquaristik in sozialen Medien am besten immer positiv wirken zu lassen, war auch interessant. Transparenz sieht anders aus.
      Die Veranstaltung war wirklich anstrengend. Dass der Vortrag nicht besonders gut war, hat man schon allein daran gemerkt, dass die große Diskussion schon los ging, bevor der Referent überhaupt fertig war. Der Vortrag selbst war nach 2 Stunden immer noch nicht zu Ende. Da muss man sich als Referent schon fragen, ob man das Thema nicht auch besser und übersichtlicher aufarbeiten kann. Irgendwann verliert man die Aufmerksamkeit der Leute.

      Schade, das Thema ist mit Sicherheit sehr wichtig und auch interessant, aber bei dieser Veranstaltung wurde leider nicht objektiv und evidenzbasiert der aktuelle Stand präsentiert und diskutiert, sondern es hat mehr an Stammtisch-Geplenkel erinnert. Am Ende wurde dann noch gefragt, ob jemand Kontakt zu Talkshows hätte. Ich hätte da ehrlich gesagt ein ganz mulmiges Gefühl, wenn wir solche Leute in Talkshows sprechen lassen würden.
      Moin zusammen,
      zuerst: mir liegt es fern, blind auf den Veranstaltern rumzuhacken. Die Grundsatzidee war nämlich super und ich freue mich auch, dass wir überhaupt noch ein paar engagierte Leute haben. Es war toll zu sehen, dass immerhin fast 100 Leute dabei waren. Mehr als ich dachte. Der Refernet hat sicher auch viel Zeit in den Vortrag gesteckt und die Mühe möchte ich, bevor ich zur Kritik komme, auch angemessen wertschätzen, die meisten von uns hätten das nämlich nicht gemacht.

      ich war auch am Start und hab mir später auch noch die Diskussion angetan, wo ich kurz vor halb zwölf ausgestiegen bin. Mein Eindruck deckt sich mit dem von Geschilderten. Viel persönliche Meinung des Referenten (die dazu nicht klar abgetrennt war von "Fakten", man wusste oft nicht genau, was persönliche Meinung ist und was nicht), dazu in Abschnitten schlecht recherchiert, immer mal wieder schlicht falsche Aussagen dabei, gekrönt von einer nicht problemorientierten und zielführenden Diskussion am Ende...wenn ich ehrlich bin, können wir froh sein, wenn niemand von PETA oder ähnlichen Vereinigungen zugeschaut hat.

      Ich bin Ende 20. Wenn ich höre, dass man die Leute, die 10-15 Jahre jünger (oder auch gleich alt) sind als ich, über Facebook kriegen will, dann bleibt mir nix über als zu lachen. Die Diskussion am Ende ging nach meinem Gefühl in weiten Teilen über das richtige Medium und mögliche Aktionen darin. Bevor man sich über sowas Gedanken macht, sollte man doch erst ein Konzept entwickelt, wie man alle Aquarianer, deren Vereine und die Verbände kommunikativ auf eine Linie bekommt und danach GEMEINSAM EIN!!! Konzept erstellen, was konsequent umgesetzt wird und dann kann man mal gucken, welche Plattformen sich eignen. Am Ende des Vortrags hieß es, alle Aquarianer müssen wie der Goldregenpfeifer im Schwarm fliegen, um Erfolg zu haben. Was man direkt danach gesehen hat war eine Gruppe von Teilnehmern, die das nach meiner Wahrnehmung schon wieder vergessen hat...


      Danke Marc für deine Mühe hier alles zusammen zu schreiben. Hätte es gerne mal etwas verfolgt aber wenn ich deine Worte richtig interpretiere,
      habe ich gar nicht so viel Wissenswertes verpasst. Schade das der Konsens anscheinend ins Hintertreffen gerückt wurde.

      Vielleicht habe ich bei dem nächsten Meeting etwas mehr Glück mit Zoom X/ .
      Cu
      FirstOne :00000436:
      Servus,

      in den letzten Tage sind ein paar Artikel erschienen zum neuen Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und dessen Einfluss auf Aquarienfische.
      Zum Beispiel der Artikel hier: welt.de/wissenschaft/article24…-Goldfisch-in-Gefahr.html

      In dem Artikel kommt auch Frau Dr. Lechleiter, eine auf Fische spezialisierte Veterinärmedizinerin die auch bei dem Vortrag dabei war, zu Wort und ruft quasi den "Notstand" für Aquarienfische aus.
      Bislang habe ich jedoch noch keine Liste mit Präparaten entdeckt, die es nach dem neuen TAMG nicht mehr geben würde. Und viel wichtiger ist in meinen Augen die Frage; wird es nur keine Präparate mehr im Einzelhandel geben, oder werden die einzelnen Wirkstoffe verschreibungspflichtig? Ich hab mir mal das Buch "Krankheiten der Aquarienfische" von Dieter Untergasser genommen und unter "Behandlungsmethoden" nach Wirkstoffen gesucht und mir die Inhaltsstoffe von im Handel erhältlichen Präparaten angeschaut (stichprobenartig).Gegen bakterielle Erreger helfen natürlich hauptsächlich Antibiotika wie beispielsweise Amoxicillin, Kanamycin, Chloramphenicol, Tetracyclin, Doxycyclin, etc. Antibiotika waren jedoch auch bisher schon immer verschreibungspflichtig und nicht in fertigen Präparaten, die es beim Fressnapf um der Ecke gibt, enthalten. Und das ist auch richtig so.

      Antibiotikaresistenzen sind immerhin ein wahrhaft großes Problem. Zwischen 1940 und 1970 wurden gleich mehrere Antibiotikaklassen entdeckt, bevor es zwischen 1970 und 200 zu einer großen "Lücke" kam, in der quasi nichts gefunden wurde. Doch auch die letzten 22 Jahre hat sich nicht viel Neues getan. Es gibt viele Gründe dafür. Einerseits ist es schwierig neue Antibiotika zu finden. Wenn ein bestimmtes Angriffsziel eines Antibiotikums (oder gleich mehrere) innerhalb der Bakterienzelle mutiert, oder ein Mechanismus zum Abbau des Antibiotikums gebildet wird, ist verliert das Antibiotikum für den entsprechenden Bakterienstamm seine Wirkung. Die Liste möglicher Angriffsziele, die man nutzen kann, ist nicht sonderlich lang. Und es ist quasi die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Außerdem ist die Suche nach neuen Antibiotika für Pharmafirmen alles andere als lukrativ. Die Suche ist extrem teuer, das Produkt verliert möglicherweise nach wenigen Jahren bereits sein volles Potential und zudem sorgen Antibiotika für eine dauerhafte Heilung und müssen nicht regelmäßig eingenommen werden. Ein strengeres Gesetz bezüglich des Einsatzes von Antibiotika in der landwirtschaftlichen Tierzucht und dem Heimtiersektor halte ich daher für absolut unterstützenswert.

      Das neue TAMG, welches sich an einer EU Verordnung orientiert und diese in Deutschland wirksam machen soll, steht allerdings besonders deshalb in der Kritik, weil es nicht nur den Einsatz antimikrobieller, also gegen Bakterien wirkender, Arzneimittel einschränken soll, sondern auch den von Antimykotika, Anthelminthika und antiviraler Arzneimittel. Doch die beiden Gruppen Prokaryoten [=Bakterien] und Eukaryoten [=Pilze, Würmer, Protozoen] lassen sich kaum miteinander vergleichen. Auch in Hinsicht auf Resistenzbildungen nicht. Bakterien vermehren sich rein über Zellteilung und pflanzen sich nicht fort. Das berühmte Darmbakterium E. coli verdoppelt sich (wenns gut läuft) alle 20 Minuten. Die Populationsgröße und die Vermehrungsrate von Bakterien sind zuweilen enorm. Innerhalb von 24 Stunden können 72 Generationen von E. coli entstehen und ausgehend von einer einzigen Zelle 4000000000000000000000 (= 4*10^21) neue Zellen gebildet werden. Durch diese enorme Populationsdynamik steigt auch die Anzahl an möglichen Mutations-Ereignissen und damit die Wahrscheinlichkeit, dass eine Mutante mit einer Resistenz entsteht. Evolution läuft bei Bakterien deutlich schneller ab. Im Gegensatz dazu haben viele parasitäre Würmer, Pilze oder Urtierchen komplizierte Lebenszyklus mit einer sexuellen Fortpflanzung, die deutlich länger dauern. Und nicht nur das; Bakterien können untereinander genetisches Material austauschen, auch über die Artgrenze hinweg. Resistenzgene, die auf Plasmiden kodiert sind, können durch Konjugation von einem Bakterium ins nächste überführt werden. Acinetobacter baumanii ist so ein Vertreter, der Resistenzemechanismen an andere Bakterien weitergibt.

      Diese Zeilen sollen nur verdeutlichen wie notwendig die strengere Regulierung von Antibiotika ist. Gleichzeitig kann man aber auch die Frage stellen, ob das neue Gesetz nicht über die Stränge schlägt, da quasi jeder Krankheitserreger bzw. jede große biologische Gruppe von Erregern miteinander gleichgeschalten werden. Ich frage mich, ob man nicht-bakterielle Infektionen auch behandeln kann, wenn es keine fertigen Präparate mehr im Handel gibt.

      Als erstes Beispiel nehmen wir Omnipur von Sera. Es wird als Breitbandmittel verkauft und wird bei bakteriellen Infektionen, Flossenfäule, Verpilzungen, Oodinium sowie Haut- und Kiemenwürmern eingesetzt. Die darin enthaltenen Wirkstoffe sind Acriflavinchlorid, Ethacridin-Lactat, Malachitgrünoxalat und 9-Aminoacridin-hydrochlorid. Acriflavinchlorid und Ethacridin-Lactat haben die selbe Wirkung. Letzteres bekommt man als Wirkstoff in der Apotheke. Malachitgrünoxalat ist in vielen Präparaten und ebenfalls in der Apotheke zu erwerben.
      Sera baktopur enthält ebenfalls Acriflaviniumchlorid und zusätzlich Methylenblau, welches in der Apotheke zu erwerben ist.
      Sera Protoazol enthält Malachitgrün Base, die auch so erwerblich ist.
      eSHa 2000 enthält als Wirkstoff Ethacridinlactat, Methylorange und Proflavin.

      Kupfersulfat (beispielsweise gegen Ichthyobodo), Formalin (gegen Haut- und Kiemenwürmer), Kaliumpermanganat (bspw. gegen Bakterien, Ichthyobodo & Ciliaten), Wasserstoffperoxid und NaCl (ebenfalls gegen Ektoparasiten) bekommt man auch in der Apotheke.

      Da stellt sich mir die Frage; sind Aquarianer in Zukunft wirklich so hilflos wie es derzeit in manchen Artikeln/Vorträgen dargestellt wird, oder können einschlägige Firmen einfach keine Fertigpräparate mehr im Einzelhandel verkaufen? Der Griff zum Fertigpräparat aus dem Regal mag einfacher sein, aber sofern die einzelnen Wirkstoffe selbst nicht verboten bzw. verschreibungspflichtig werden, sehe ich da nicht den großen Notstand, der momentan ausgerufen wird.
      Hi Marc!

      Klasse, das Du auf dieses Thema so ausführlich eingehst.
      Ich habe da irgendwas im Kopf, das nur Antibiotika verschreibungspflichtig werden sollen.
      Und das wäre ja auch gut und richtig.
      Diese Medikamente wurden viel zu häufig und ohne Rücksicht auf Resistenzen eingesetzt.
      Oft sogar, ohne das man sie überhaupt gebraucht hätte.
      Weiß da vielleicht jemand mehr?
      Grüße aus dem Pott,

      Dieter

      Hallo

      wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege, dann war Antibiotikum doch schon immer Rezeptpflichtig?
      Ich habe damals extra ein Mail von Dr. Hoedt bekommen (mit Unterschrift / für die Apotheke) daß das benötigte Rezept nachgereicht wird.
      Dies hab ich dann ausgedruckt und mitgenommen.Der Apotheker wollte auf Nr. sicher gehen und hat dort sogar angerufen.
      Ansonsten hätte ich warten müssen bis es auf dem Postweg bei mir eintrifft.
      Lebe Dein Leben - und zwar genau so, wie Du es
      magst - und nicht so, wie andere es gerne hätten!



      viele Grüße
      Bernd
      Hallo Bernd,

      Bernd schrieb:

      wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege, dann war Antibiotikum doch schon immer Rezeptpflichtig?

      damit kannst Du natürlich richtig liegen, genau weiß ich das leider nicht.
      Mein letzter Antibiotika-Einsatz bei meinen Fischen ist mindestens 20 Jahre her.

      Es kann sein, das ich wieder ganz falsch liege:
      waren die Antibiotika im Fachhandel nicht nur unter Verschluß, aber man konnte sie so bekommen?
      Gut möglich, das ich das jetzt mit Giften für die Botanik verwechsle.
      Grüße aus dem Pott,

      Dieter

      Hallo

      was mir gerade noch einfällt ist der Umstand dass sich nicht viele Tierärzte wirklich gut mit Fischen auskennen. Zumindest ist das bei uns in der Umgebung bso.
      Frau Dr. Lechleiter war früher ja in Stuttgart. Sie ist ja leider schon vor etwas längerer Zeit weggezogen.

      Aus diesem Grund hab ich mich ja an Herrn Dr Hoedt gewandt. Die Diagnose hat in diesem Fall nur funktioniert da ich ein frisch verstorbenes Tier Ihm zur Untersuchung zugeschickt habe.
      Mit einem lebenden Tier hätte ich eine ziemliche Fahrstrecke vor mir. Was einem kranken Tier auch nicht gerade besonders gut tut.
      Lebe Dein Leben - und zwar genau so, wie Du es
      magst - und nicht so, wie andere es gerne hätten!



      viele Grüße
      Bernd
      Moin,

      alle Antibiotika sind in Deutschland verschreibungspflichtig. In anderen Ländern sieht das teilweise aus.

      In der EU Verordnung heißt es:


      Artikel 4:
      Für die Zwecke dieser Verordnung bezeichnet der Ausdruck

      (12) „antimikrobielle Wirkstoffe“ jeder zur Therapie oder Abwehr von Infektionen oder Infektionskrankheiten eingesetzte Stoff mit unmittelbarer Wirkung auf Mikroorganismen, einschließlich Antibiotika, Virostatika, Antimykotika und Antiprotozoika.

      Artikel 34:

      (1) Die zuständige Behörde, die eine Zulassung gemäß Artikel 5 Absatz 1 erteilt, bzw. die Kommission stuft folgende Tierarzneimittel als verschreibungspflichtig ein:

      c) antimikrobiell wirksame Tierarzneimittel


      Demnach sind in Zukunft nicht nur Antibiotika verschreibungspflichtig, sondern auch Präparate bzw. Wirkstoffe, die gegen Würmer, Pilze, Protisten oder Viren gerichtet sind.

      Mir stellt sich da nur die Frage, ob beispielsweise Methylenblau, Malachitgrün oder Kaliumpermanganat in Zukunft auch verschreibungspflichtig sind, oder ob es die Kombi-Präparate aus dem Einzelhandel einfach nicht mehr gibt, da diese speziell als Tierarzneimittel gekennzeichnet sind. Natriumchlorid wird in der Aquaristik ja auch gegen Ektoparasiten eingesetzt. Das wird wohl kaum verschreibungspflichtig werden...
      Hi,
      ich hab mir die passende EU-Verordnung und das darauf basierende Tierarzneimittelgesetz TAMG gesetze-im-internet.de/tamg/in…JNR453010021BJNE002500000 mal grob angeschaut.

      Da steht unter § 4 Absatz 1:
      (1) Die zuständige Bundesoberbehörde stellt ein Tierarzneimittel im Geltungsbereich dieses Gesetzes auf Antrag von dem Erfordernis einer Zulassung nach Artikel 5 Absatz 1 der Verordnung (EU) 2019/6 frei, wenn
      1.das Tierarzneimittel
      a) für ausschließlich als Heimtiere gehaltene, nicht der Gewinnung von Lebensmitteln dienende Tiere bestimmt ist, bei denen es sich um in Aquarien oder Teichen gehaltene Tiere, Zierfische, Ziervögel, Brieftauben, Terrarium-Tiere, Kleinnager, Frettchen oder Hauskaninchen handelt,
      b) zur äußerlichen oder oralen Anwendung oder zur Anwendung im Wasser bei im Wasser lebenden Tierarten bestimmt ist,
      c) nicht nach Artikel 34 der Verordnung (EU) 2019/6 als verschreibungspflichtig einzustufen ist,
      d) nicht Artikel 42 Absatz 2 und 3 der Verordnung (EU) 2019/6 unterfällt,
      e) in einer für die Anwendung bei Heimtieren angemessenen Packungsgröße bereitgestellt werden soll und etc. pp.

      das klingt erstmal schön für uns, wir fallen ja als Aquarianer/Terrarianer unter Nummer 1 a).
      Wie Marc schon richtig schrieb, wissen wir aber noch nicht so richtig genau was am Ende alles wirklich als verschreibungspflichtig eingestuft wird. Denn per Definition von § 34 kann das quasi alles sein...
      Aber ich glaube, dass es für uns nicht so heiß wird wie es derzeit gekocht wird. Die Hauptzielrichtung dieser Verordnung ist meiner Meinung nach die Landwirtschaft! Die verbraucht einen Großteil der wirklich problematischen Arzneimittel, wie Marc auch schon richtig schrieb: Antibiotika. Auch deswegen wurde wahrscheinlich der Weg der EU-Verordnung gewählt. Diese muss im Gegensatz zur Richtlinie vollständig umgesetzt werden und lässt den Mitgliedstaaten wenig gesetzgeberischen Spielraum.

      Laut § 34 (3) 1 g) der EU - Verordnung :
      g) es besteht kein Risiko für die öffentliche oder die Tiergesundheit durch die Resistenzentwicklung gegenüber Stoffen, auch wenn das Tierarzneimittel, die diese Stoffe enthält, unsachgemäß Anwendet wird.

      fallen viele unserer Medikamente nicht unter die Gefahr der Resistenzentwicklung. Wahrscheinlich wird durch die Kommission eine Liste erstellt werden was als verschreibungspflichtig eingestuft wird und was nicht und dann sehen wir weiter.

      LG
      Sebastian
      Hi Sebastian

      danke dafür, das Du Dir diese Mühe gemacht hast.
      Für uns Aquarianer sehe ich nach diesen Ausführungen kein akutes Problem.
      Man weiß ja, wie lange es dauert, bis EU-Verordnungen national umgesetzt werden.
      Darum glaube ich sogar eher, das es nicht die letzte Änderung der Verordnung sein wird.
      Irgendwann wird es wohl jemandem einfallen, das die Verordnung nicht ausreicht.
      An den entgegengesetzten Fall, das irgendwas zurückgenommen wird, glaube ich eher nicht.
      Grüße aus dem Pott,

      Dieter

      Hi Dieter,
      unser jetziges TAMG basiert bereits auf der genannten EU-Verordnung 2019/6 und nimmt zB in §24 TAMG längst Bezug auf §34 der Verordnung. Diese ist in Deutschland also längst in Kraft, für mich eigentlich ein weiteres Indiz dafür, dass sich erstmal nicht viel ändert, denn viele Medikamente sind für uns Aquarianer doch weiterhin erhältlich.

      LIebe Grüße
      Sebastian