Sättigungsgefühl von Fischen?

      Sättigungsgefühl von Fischen?

      Liebe Leute,
      hat jemand dazu einmal etwas gefunden?

      Ich bin auf der Suche - konsultiere euch lieber direkt!
      @Alopex, @Hobby, @Käpt'n_D, @Greg und alle anderen sind auch angesprochen.
      Wäre toll, wenn ihr was hättet! :)

      Ich bin ja nur der Aquarienpfleger und unsere jungen motivierten Nachwuchswissenschaftler möchten in ihrem Ethologiepraktikum unterstützt werden.... ihr seht also völlig uneigennützig!

      Liebe Grüße, schönen Abend!
      "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."
      Alexander von Humboldt
      Moinsen Phil,
      ich bin ja nicht direkt angesprochen/geschrieben, daher schreib ich hier mal meine Erfahrungen auf:
      Barsche>>> Tropheus, die fressen erstmal alles, nein sie schnappen erstmal nach allem was im Wasser schwimmt, ist es fressbar wird es aufgenommen bis der Magen voll ist, schwimmt noch mehr wird ausge"göbelt" um danach weiter zu fressen. Bei den Skalaren nicht anders (man sehe von meinem Minimäkelmonster ab).
      Rein aus Instinkt, oder aus dem "Jagdtrieb" heraus wird erst alles aufgenommen was sich im Wasser bewegt und ins Maul passt, daher würde ich sagen die haben kein Sättigungsgefühl.
      Habe zwar noch nie von geplatzten Fischen gelesen oder gehört die sich überfressen haben, die dauerhaft zu viel gefütterten Fische sterben meist an Leberverfettung, was wohl auch nachgewiesen ist.
      Meine Salmler sind auch verfressen und göbeln nebenbei aus um weiter zu futtern, wohingegen die Panzerwelse ja fast den ganzen Tag nach Futter auf dem Boden und den Pflanzen suchen, die ziehen sich aber mit Pausen zurück (Verdauungsschläfchen :D ) um dann erneut auf Futtersuche zu gehen.

      Große Raubfische fressen oft sehr viel mehr als den Bedarf, überschüssiges wird ausgeschieden.
      Soweit mal von mir, bin mal gespannt was die Experten schreiben...
      Nachsatz: Mein Beagle hat kein Sättigungsgefühl, ich kenne 2 Exemplare deren Mägen geplatzt sind, bzw. der Magen ausgepumpt werden musste, sonst wären die Tiere verstorben. Dem Beagle fehlt laut Ärzten und Wissenschaftlern das " Sättigungsgen"...
      Liebe Grüße aus dem Norden
      Maggi :howlwink:
      Moin Phil,

      Sättigungsgefühl.... musste erstmal googeln was das ist! :huh:

      Interessante Frage, deren Antwort gar nicht so trivial ist.

      Roger Eckerts Lehrbuch über Tierphysiologie liefert dazu ad hoc keine Antwort.

      Ein Sättigungsgefühl ist ja erstmal sehr subjektiv. Zumindest gibt es bei Menschen keine exakte Grenze, ab welcher Füllmenge des Magens ein solches Sättigungsgefühl eintritt.

      Evolutionsbiologisch gesehen ist es für manche Tiergruppen wohl eher kontraproduktiv ein Gefühl der Sättigung zu verspüren. In der Natur sind Nahrungsressourcen teilweise stark begrenzt. Wenn sich eine Nahrungsquelle auftut, wird diese natürlich dementsprechend ausgenutzt.
      Hier kommt es aber vielleicht darauf an in welcher Trophieebene man sich bewegt. Konsumenten erster Ordnung können auf eine deutlich größere Biomasse zugreifen, da die unterste Trophieebene (bestehend aus Produzenten / Pflanzen) die größte ist. Konsumenten der dritten/vierten Trophieebene haben eine ganz andere Ernährungsweise. Prädatoren neigen vielleicht eher dazu sich zu überfressen.

      Eine gewisse Steuerung des Fressverhaltens bzw. wohl eher der Verdauung gibt es allerdings schon. Das Darmnervensystem (Enterisches Nervensystem ENS) wird durch das vegetative Nervensystem, bestehend aus Sympathikus und Parasympathikus innerviert.
      Durch Dehnungsrezeptoren (Mechanorezeptoren) an der Magenwand wird dem ZNS signalisiert ob der Magen gefüllt ist. Über efferente Bahnen wird dann die Sekretion bestimmter Verdauungsenzyme und die Motalität des Magens gesteuert.
      Gleichzeitig steuert das vegetative Nervensystem andere hormonelle Ausschüttungen. Dazu gibt es ein nettes Bildchen:

      encrypted-tbn0.gstatic.com/ima…inJ3sQSuT74P_3Gps-JZ6qN4N
      Hey ihr zwei,
      danke für eure Posts!
      Gibt es irgendwo einen wissenschaftlichen Artikel dazu? Ich hab nur möglicherweise einen, den ich auf die Schnelle nicht überblicken kann.
      Fühlt euch aber bitte nicht 'beauftragt'! ;)
      Liebe Grüße
      "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."
      Alexander von Humboldt
      Moin Phil,

      einen Artikel hab ich nicht zur Hand. Die meisten Artikel, die man dazu auf schoolar und Konsorten findet, dürften wahrscheinlich auch nicht gerade Schüler-gerecht sein.

      Frag mal den Biolehrer/die Biolehrerin deines Vertrauens und bitte um ein Biobuch aus der Oberstufe, das die Themen Neurobiologie und Ökologie behandelt.
      Da steht mit Sicherheit was zum VNS und den Trophieebenen drin.
      Ich weiß nicht in welcher Klasse deine Schüler da sind. Vielleicht ist das etwas zu komplex, wenn man den entsprechenden Vorspann nicht hat.

      Hier mal ein Artikel zu Maggis "Sättigungsgen":

      https://www.welt.de/gesundheit/article153538630/Forscher-finden-Enzym-das-Saettigungsgefuehl-steuert.html

      pilsen schrieb:

      Ich hab nur möglicherweise einen, den ich auf die Schnelle nicht überblicken kann.



      Den darfst du gern mit uns teilen. ^^
      Hallo Phil,

      Ein interessantes Thema.
      Ich hatte mich vor einiger Zeit einmal mit der Thematik " Füttern wir zu viel" beschäftigt und zur Materialbeschaffung hierzu Artikel unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten gesucht.
      Diese Problematik wird, unter aquaristischer Sicht, kaum behandelt.
      Eine Abhandlung von Rozin & Mayer aus dem Jahre 1961
      "Thermal Reinforcement and Thermoregulatory Behavior in the Goldfish, Carassius auratus"
      beschäftigte sich mit dieser Problematik. Als Testobjekt dienten Goldfische.

      cpb-us-w2.wpmucdn.com/web.sas.…akeGoldfish61-1s3pmb6.pdf

      Die Versuche von (Rozin & Mayer, 1961) haben folgendes ergeben:

      Zitat

      ...

      , daß jeder Goldfisch seine individuelle Nährstoffmenge hat, die er bei
      ausreichendem Angebot täglich auf­nimmt. Bietet man gleichvolumiges,
      aber nährwertärmeres Futter an, so nehmen die Fische entsprechend mehr
      auf . Ein Goldfisch „weiß“ also durchaus, wieviel er benötigt, und
      frißt, bis daß er satt ist.
      I
      Daraus könnte man ableiten, dass eine Fütterung bis zur Sättigungsgrenze nicht notwendig ist, da in der Natur eine stete Schwankung im Nahrungsangebot zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten vorhanden ist und die Tiere sich darauf einstellen.
      In dieser Feldstudie wurde unter anderen darauf Bezug genommen:

      scielo.br/scielo.php?script=sc…d=S1679-62252008000400008

      Es gibt noch einen interessanten Artikel auf welchen ich schon einmal hingewiesen hatte. er war aus der Sonderausgabe der Aqua/Terra/Teich zur 250 Ausgabe.

      shop-016.de/TetraVerlagGmbH-p8…a-%7C-Terra-%7C-Teich.htm

      Er lautet:
      Untersuchungen zur Ernährung von Diskus und Skalar im natürlichen Verbreitungsgebiet
      von Prof. Dr. Heinz Bremer AF 158 (2001)

      Vielleicht hilft dir dies alles weiter.
      Vielen herzlichen Dank!
      @Greg Marc, wenn ich das Büchlein aus dem Ulmer-Verlag zurückhabe, habe ich auch Zeit euch die Essenz und Quellenangabe mitzuteilen.
      @Hobby Jürgen, das sieht auf den ersten Blick sehr vielversprechend aus! Merci! Ich denke Swen @Apisto berichtete mir auch mal von solchen Beobachtungen mit Futter unseres Lieblingslieferanten!
      In 14 Tagen geht es spätestens weiter an diesem interessanten Thema!
      "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."
      Alexander von Humboldt
      Ich hab mir da letztens bei meinen altums Gedanken darüber gemacht.

      Nen großen Unterschied machts wenn die Frostfutter oder Trockenfutter gefressen haben. Nach ner Portion frostartemia, können sie noch den ganzen Tag fressen.

      Haben sie das basseler Granulat gefressen, quillt das auf, da sieht man dann eindeutig dass sie mehr gefressen haben als sie vermutet haben. Den dann blähen sich die Bäuche und sie stehen zur Verdauung ruhig in einer Ecke und haben keinen wirklichen Appetit mehr, und das meistens bis zum abend
      mfg Jesse

      mein Youtube-Kanal: youtube.com/channel/UCl6ws3BOK_R-X60WQMhedrA
      Wow,
      ich habe mein Buch zurückbekommen und doch gleich mal den Artikel gelesen. Hochinteressant, wieder Viel gelernt!
      Hier gibts das Büchlein:

      ms-verlag.de/buecher/product/6…er-aquarienfische-band-02

      Es handelt sich um den Artikel "Nahrungserwerb bei (Aquarien)fischen von Hartmut Greven.
      Er geht auf die Themen Nahrungserwerb, Hunger, Feindvermeidung, Vorteile des 'Schwarms', Bewegung und Nahrungserwerb und später darauf ein, wie die Fische Nahrung erkennen.
      "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."
      Alexander von Humboldt
      Guten Morgen, Fischfreunde ! Spannendes Thema auf jeden Fall. Bin der Meinung, man muss NICHT jeden
      Tag füttern. So mache ich es. Ist auch ein Unterschied, Jungfische- Guppys oder große Pacus. Habe ja sonst
      auch überwiegend die Welse. Soll ja auch nix in den Ecken gross vergammeln. Wenn ich dann füttere, dann
      brodelt aber auch das Wasser !! Dann kann es schon einmal laut werden im Wohnzimmer. Da hat dann wohl ein
      Jeder von uns seine Erfahrungen im Laufe der vielen Jahre gesammelt,oder !?? Schönes Wochenende, Claus :thumbup:
      Euch einen fischigen, lieben Gruß aus Greven, Claus :00000441:
      Hallo Phil,

      ich habe zwar keine Fachliteratur zu deiner Frage, wollte aber doch noch einige Gedanken beisteuern.
      Vielleicht sollte man erstmal hinsichtlich Carnivoren und Herbivoren unterscheiden.
      Herbivoren besitzen keinen Magen, sondern einen verlängerten Darm. Da die aufgenomme Nahrung weniger energiereich ist und es länger braucht, sie zu verdauen, ist ein Sättigungsgefühl wohl eher kontraproduktiv. Obwohl ich mir schon denke, dass es Rezeptoren gibt, die den Füllungszustandes des Darms erfassen.
      Carnivoren hingegen besitzen einen Magen, dessen Füllungszustand sicher erfasst wird. Allerdings ist die Konkurrenz um Nahrung zwischen den Predatoren größter, da es sich um Konsumenten zweiter Ordnung handelt und daher deutlich weniger an verwertbarer Energie zur Verfügung steht. Ausserdem muss man sich bei der Jagd stärker um die Beute bemühen, hat also auch einen größeren Energieaufwand. Ich glaube daher nicht, dass ein Überfressen unter natürlichen Bedingungen von Bedeutung ist. Beobachtungen an unseren Zwergbuntbarschen zeigen aber doch, dass die Tiere höchstens beim Lieblingsfutter zum Überfressen neigen, ansonsten werden sie mäkelig, wenn satt.
      Tank sei Dank! :howl:
      Frank

      VDA 11/008/0342
      DCG D97 2547
      Mein YouTube-Kanal: youtube.com/channel/UCfVWi5UoB…pP5H0Q?view_as=subscriber