Afrikanische Cichliden - Höchst interessant für Evolutionsbiologen

      Afrikanische Cichliden - Höchst interessant für Evolutionsbiologen

      Moin,

      heute hat man mich auf einen Artikel aufmerksam gemacht den ich gerne mit euch teilen möchte.


      tagesspiegel.de/wissen/entwick…vGQSdVJkIeKCBd5Pup9LS8NXo


      Buntbarsche - insbesondere die aus den afrikanischen Seen - sind für Evolutionsbiologen sehr interessant.

      In die afrikanischen Seen gelangen vor mehreren tausend Jahren kleine Teilpopulationen von Cichliden. Seen sind begrenzte Hydrosphären. Die Buntbarsche lebten und leben heute noch geografisch isoliert.
      Aus einer kleinen Population mit geringer Diversität (/Genpool), die geografisch separiert wurden, entstanden viele neue Arten. Der 200.000 Jahre alte Victoria-See beherbergt etwa 300 Arten, im 9-12 Millionen Jahre alten Tanganjika-See schwimmen rund 200 Arten und etwa 500 Arten findet man im eine Million Jahre alten Malawi-See.
      Wenn aus einer geringen (isolierten) Population eine neue Population mit neuem Genpool entsteht, spricht man auch vom sogenannten Gründereffekt bzw. dem Flaschenhalseffekt.
      Entsteht aus einer kleinen Ursprungs-Population mit geringer Biodiversität (geringem Genpool) eine neue Population mit hoher Biodiversität (großem Genpool) spricht man von adaptiver Radiation. Auf den Galapagos-Inseln konnte Darwin an den Finken genau dieses Phänomen beobachten. Aus wenigen Finken-Arten entstanden über die Jahre viele neue Finken-Arten, die ganz unterschiedliche ökologische Nischen auf den Inseln einnahmen.

      Die meisten Buntbarsche aus den afrikanischen Seen besitzen Streifen. Vermutlich trugen auch die Individuen der Gründer-Populationen dieses Merkmal und vererbten es im Zuge der adaptiven Radiation an neue Arten.


      Eine ganz besondere ökologische Nische bewohnt Perissodus microlepis im ostafrikanischen Tanganjikasee. Diese Buntbarsch-Art ernährt sich von den Schuppen anderer Fische, indem sie sich von hinten ihrer Beute nähern und dann zubeißen.
      Als physische Anpassung hat sich das Maul dieser Fische seitlich ausgerichtet und nicht nach vorne, wie es sonst üblich ist. Die Population dieser Art spaltet sich in zwei Phänotypen auf. Die eine Teilgruppe greift ihre Beute von rechts an, hat also ein nach links gerichtetes Maul ("Linksmünder"), während eine andere Teilgruppe von links angreift un ein nach rechts gerichtetes Maul besitzt ("Rechtsmünder").
      Wenn eine Population nicht einen bestimmten "Durchschnittstypen" besitzt, sondern die beiden Extremtypen einen Selektionsvorteil besitzen, spricht man auch von einer aufspaltenden oder disruptiven Selektion. Im Falle der Perissodus microlepis spaltet sich die Population in zwei Phänotypen auf, die Rechts- und die Linksmünder. Fische mit nach vorne gerichtetem Maul haben einen Nachteil bei der Beutejagd und werden deshalb schneller ausselektiert.
      Hierbei handelt es sich zudem gleichzeitig um eine sogenannte frequenzabhängige Selektion. In einem Jahr dominieren die Rechtsmünder, im darauffolgenden Jahr dominieren die Linksmünder die Population. Ursache dafür ist die Tatsache, dass die Beutefische lernen von welcher Seite sie häufiger angegriffen werden.
      Nun könnte man die Kognition von Buntbarschen (was übrigens auch im zoologischen Institut meiner Uni Bonn gemacht wird ;) ) noch durchkauen, aber das ist ein anderes Thema. ^^
      Morgen, Marc ! Auf jeden Fall eine spannende Geschichte, grossen Dank für deinen Bericht !! Komme ja
      ursprünglich aus dem Ost-Afrika bereich, hat mich immer fasziniert. Möchte aber behaupten,der Victoria See
      hat keine 300 Arten mehr, der NILBARSCH hat dort alles weggefressen, da gibt es rund um den See eine
      regelrechte Fischindustrie, Tilapia ? Habe mal einen Film von dort gesehen, traurig ! Die Bevölkerung stapft
      durch die Fisch-Abfälle und sucht sich noch was für eine Suppe zusammen.... Aber das nur am Rande.
      Wünsche dir und dem ganzen Forum einen schönen Feiertag. Claus :thumbsup:
      Euch einen fischigen, lieben Gruß aus Greven, Claus :00000441:
      Hallo Greg,

      mich spricht das natürlich sofort an da ich ja Malawis pflege.
      Das einzigartige Brutverhalten der Tiere finde ich höchst interessant, von den Farben der Tiere ganz zu schweigen :)

      Man findet auch auf YouTube sehr viele interessante Dokus über den See und seine Bewohner die echt sehenswert sind.
      Lebe Dein Leben - und zwar genau so, wie Du es
      magst - und nicht so, wie andere es gerne hätten!



      viele Grüße
      Bernd