Werden unsere Fische zu warm gehalten?

      Werden unsere Fische zu warm gehalten?

      Hallo Leute,

      ich bin heute auf diesen Artikel gestoßen: seriouslyfish.com/whaddaya-mean-too-hot/

      Was haltet ihr davon?

      Dass Stress durch ständige Paarungsaktivitäten und die Lebenserwaartung zum besseren geändert werden können, ergibt Sinn. Jedoch fällt auf, dass der Autor auch eher Arten hält, die nichts gegen kühlere Temperaturen haben.
      Ich hatte letzten Winter einige Ausfälle bei den Lamontichthys aus unersichtlichen Gründen, vielleicht lags an den nur 24-25° über ein paar Monate...
      Liebe Grüße aus Wien

      Benni


      Pro kurzflossige Kampffische und Guppys. Kontra Zuchtformen und Hybriden. Schätzt und erhaltet die Artenvielfalt.
      Hi Benni,

      ob wir unsere Fische generell zu warm halten, kann man so wohl kaum beantworten.
      Ich denke aber, das man auch im Aquarium Jahreszeiten simulieren sollte.
      Damit meine ich, das man über mehrere Monate die Wassertemperatur herabsetzen sollte.
      Wenn man sich da an den natürlichen Standorten orientiert, müsste man eigentlich erkennen, um wie viele Grad Celsius die Temperatur schwanken darf.

      Ich habe bei mir die Temperatur auf 29°C eingestellt. Das heißt, durch das Heizsystem wird auf 30 °C erwärmt und dann erst wieder, wenn die Temperatur auf 28°C abgesunken ist. Ich werde es aber so machen, das ich für einige Monate im Jahr das ganze um 2°C reduziere, das heißt die Einstellung auf 27°C vornehme.
      Grüße aus dem Pott,

      Dieter

      Guten Abend, werte Fischfreunde ! Wochenende in Sicht, war eine harte Woche...
      Ich halte meine Tiere auch bei Temperaturen zwischen 26-28 Grad, habe aber den Eindruck,
      das zwischendurch auch kühlere Intervalle ganz gut tuen. Trotz ständiger Beobachtung habe
      ich in den wirklich heißen Sommermonaten auch schon mal ein Tier verloren. Kann mich noch
      erinnern, bei meinem Freund Guido Uka in Münster, bei Wasserwechseln im Tropheus Bereich
      kam kaltes Wasser in die Becken, nach kurzer Zeit standen die Tiere wieder wie eine Eins !!
      Aber da wird auch wohl ein Jeder seine Erfahrungen gesammelt haben,oder !? Gute Nacht,
      schönes Wochenende, Claus :thumbsup:
      Euch einen fischigen, lieben Gruß aus Greven, Claus :00000441:
      Hallo Claus,

      in meinem damaligen Fischkeller hatte ich immer nur kaltes Wasser beim Wasserwechsel zur Verfügung.
      Da ist dann die Temperatur fast immer um 5°C abgesackt, wenn ich versehentlich zu viel Wasser aus den Aquarien geholt habe, dann sogar um noch etwas mehr. Das hat damals aber nicht einem Fisch geschadet. Auch nicht, als ich nach so einem Versehen 80% Wasser gewechselt habe. Da haben dann einige Fische mal kurzzeitig auf der Seite gelegen, aber das war es auch schon. Und bei so manchen Fischen hat diese drastische Absenkung sogar dazu geführt, das sie anschließend gelaicht haben. :D
      Grüße aus dem Pott,

      Dieter

      Hey Benni,
      super Thema! Danke für die neuen Anregungen. Wir haben zwischen den Zeilen immer mal dieses Thema gehabt.

      Ich sehe das folgendermaßen:
      Erstens helfen Verallgemeinerungen nicht, zweitens sind unsere Aquarien in den häufigsten Fällen Sammelsurien von Fischen unterschiedlichster Biotope und Habitaten und deswegen schwer zu bewerten, drittens sind die Temperaturschwankungen in Aquarien dennoch vorhanden..

      Während in den großen Strömen die Temperaturen seltenst schwanken, ist das eben bei kleineren Flüssen und Bächen, die Gebirge entwässern wieder komplett was anderes - die sind sehr abhängig.

      Ich habe einige Erfahrungen mit verschiedenen Fischen und Temperaturtoleranz gemacht.
      Mein Asienbecken wird seit Jahren nur durch die Raumtemperatur und die Beleuchtung beheizt. Weil es über 25°C ist, gibt es keine Probleme. Im Sommer sind es schonmal um die 30°C. Also (nicht nur saisonale) Schwankung etwa zwischen 26 und 31°C.
      Im Südamerikabecken habe ich, gesteuert wie Dieter, 28°C als Sollwert. Der fällt ab bis 27°C und heizt dann wieder hoch. Wenn er morgens, nach der Nacht ohne warme Beleuchtung, während das Licht noch aus ist, heizt, dann kommt es in Summe zu mehr als den 28°C. Zu wenig Temperatur sieht man den Fischen schnell an. Bei etwas mehr - z.B. nach einem warmen Wasserwechsel, weckt das hingegen die Lebensgeister.

      In der Schule habe ich nur die Möglichkeit des kalten WW.
      Einige Tiere sind so nicht haltbar. Schwazschwingen-Beilbäuche bspw. kippen sofort um, wenn ihnen die Temperatur nicht passt (ich bin (nur) ziemlich sicher, dass es daran lag). Rotköpfe sind innerhalb kurzer Zeit deutlich weniger geworden. Zweifleckbarben stehen in besten Farben und laichen. Schneckenbuntbarsche taumeln im Becken, weil jemand nicht aufpasste und es nur etwas über 12°C hatte. Bei Malawis das gleiche - aber ALLE überlebten massive Temperaturstürze. Gardner´s Prachkärpfling Population (200l Artbecken mit anfänglicher Population von 6 Tieren, die sich dann auf etwa 30 Tiere erhöhte) im Laufe von 2 Jahren komplett erloschen, seit ich den Heizer herausnahm und die Temperatur folglich zwischen 21 und 26°C schwankte. Obwohl man immer sagt Kilis gehen bei Raumtemperatur!

      Ergo:
      Manche Fische können Temperaturstürze sehr gut ab, manche NULL.

      Und jetzt lese ich noch den interessant klingenden Artikel :)
      "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."
      Alexander von Humboldt
      Bei fast jedem seiner Vorträge zeigt Ingo Seidel Klimatabellen. Da die Welsgattungen sich manchmal über mehrere Tausend Kilometer erstrecken, ist ganz klar, dass da keine allgemeine Aussage getroffen werden kann. Rund um den Amazonas im Tiefbecken ist es ganzjährig sehr warm und der Niederschlag schwankt. Weiter nördlich oder südlich schwankt die Temperatur und der Niederschlag bleibt eher konstant. Dann gibts noch verschiedene Höhenlagen, nähe zur Quelle oder zum Meer... Kann man gar nicht alles über einen Kamm scheren. Ich schreibe hier auch nur über Südamerika gerade:

      Diese Webseite hier sollte sich jeder Offline speichern:
      web.archive.org/web/2012082907…erte/wasserwerteliste.htm

      Nun zum eigentlichen Punkt: Zu warm?

      Ich würde die Frage mit den Bedürfnissen der Fische und des Halters beantworten. In der Regel haben beide eine große Toleranz. Meinen Diskusfischen (Tefe, Curipera F1) ist es egal ob 26,5°C oder 29°C - die laichen mindestens einmal im Monat ab. Meine L46 zeigen mir eindeutige Unterschiede zwischen 29°C und 31°C, L75 und L134 auch. Xingu und Tapajos sind eben auch sehr warme Flüsse und die Welse brauchen den Temp-Abfall von 31 auf 27, wenn ich sie zum Loslegen bewegen will.

      Meine blaunen Neons werden durch die höheren Temps eher verheizt, merke ich, dass die da einfach nicht so alt werden. Axelrodi passen da besser als simulans und innesi. Genauso muss man das für viele Buntbarsche, Panzerwelse oder Harnischwelse auseinander dividieren. Je näher am Wildfang, umso intensiver die Bindung an die ursprünglichen Verhältnisse und Schwankungen.

      Am unteren Ende des Toleranzbereichs kostet die Heizung weniger und viele Fische leben länger - auch noch so Prinzipien. "Möglichst konstant" halte ich aber für Unsinn. Am Lago Tefe hat ein Diskus mitunter Schwankungen zwischen 34°C und 29°C, wenn er nur mal so ein paar Meter schwimmt. In der Regenzeit gibts auch schnelle Abfälle, nahe der Mündung drücken Ebbe und Flut auch rein und es gibt wieder komplett andere Verhältnisse.

      Was am Ende bleibt: Sich genau über die Fische informieren, Habitat studieren und das Aquarium dementsprechend bestücken und fahren. Das kann dann auch ein Salmer aus Peru mit einem Panzerwels aus Uruguay sein.
      Liebe Grüße,

      Robert
      Danke Robert,
      dass du uns die tolle Seite zeigst!

      Einen Aspekt haben wir noch nicht erwähnt:

      Die Natur und ihre Launen (Unwetter, Temperaturstürze) sind - nicht nur menschgemacht - mitunter extrem lebensfeindlich und auch Sterbewellen gehören dazu. @Greg @Alopex nicht wahr, ihr 'Biologen'.
      "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."
      Alexander von Humboldt
      Hallo zusammen,

      ich war vor Jahren einmal mit meinen Diskus bei Fr. Dr. Sandra Lechleiter ( damals noch in Stuttgart).
      Wir hatten uns damals auch über die Zusammenhänge der Temperatur mit dem Stoffwechsel bzw. dem Immunsystem unterhalten.

      Ich habe von Ihr Beiträge gefunden, allerdings auf einer Koi - Seite.
      Ich denke aber daß das für andere Fische auch passt.
      Wer Interesse hat kann ja mal hier nachschauen.






      Lebe Dein Leben - und zwar genau so, wie Du es
      magst - und nicht so, wie andere es gerne hätten!



      viele Grüße
      Bernd

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Bernd“ ()

      Hallo zusammen,
      ich meine ebenfalls, das man hier sehr schlecht pauschalieren kann/sollte. Zu groß sind die Ansprüche und Unterschiede von WF zu "alten Stämmen" oder einfach von Art zu Art.
      Natürliche Habitate kann man, meiner Meinung nach, niemals mit Aquarienbedingungen vergleichen.
      Als kleines Beispiel möchte ich euch eine Begebenheit erzählen.
      Ein Schwarzwasserfluss (Rio Caspin, Venezuela, wir hatten für 2,5 Wochen am Fuß eines Tafelberges unser Lager aufgeschlagen) mit nahezu 0 Leitwert, die pH Werte schwankten zwischen 4,5 und 5, wurde sehr genau befischt und untersucht. Unser Trinkwasser bezogen wir in dieser Zeit aus einem kleinen Klarwasserbach der aus Tropfwasser des Tafelberges gespeist wurde, pH 7,5+, der Fluss war wesentlich wärmer als der Bach (der war richtig kühl, gefühlt mehrere Grad Unterschied).
      Die Fische schwammen aus dem Fluss in den Bach und umgekehrt, sie wechselten immer wieder beide Gewässertypen und zwar recht schnell schwimmend. Ich glaube nicht das unsere Fische einen schnellen Wechsel von einem Aquarium in ein anderes mit besagten unterschiedlichen Parametern gut überstehen würden. Aber auch das kann man nicht auf "alle" Arten umlegen.

      Den Modern Koi Blog sehe ich mir regelmäßig an, die Berichte über biologische Filterung kann man auch auf Aquarienbedingungen umlegen. Außerdem mag ich Koi, ein paar Tiere habe ich ja auch bei uns im Teich.
      Viele Grüße, Apisto...