Fütterung
Das Rot der Morgensonne erleuchtet das erwachende Becken(was Technik so alles kann) und langsam erwacht selbiges aus der nächtlichen Ruhe.
Es wird Zeit die tägliche Fütterung vorzubereiten und da kommt mir die Frage in den Sinn, angeregt durch unsere Futtersortendiskussion, übertreiben wir es nicht mit unseren Fütterungsintervallen? Füttern wir zu wenig oder zuviel?
Jetzt ist mein Wissensdurst geweckt und es geht an die Suche nach Antworten. Zuerst werden alle vorhandenen Fachbücher analysiert nach Aussagen zur Menge und Häufigkeit der Fütterung von Zierfischen. Ein mageres Ergebnis, denn in meinen zahlreichen Diskusfachbüchern wird nur bei Mayland und Bleher etwas über die Nahrung der Diskus und deren Mageninhalt erwähnt, ohne tiefer in die Materie einzudringen.
Es gibt in der Literatur viele Aussagen zu übertriebener Futterreichung und deren Auswirkung auf die Wasserqualität bis zur Ursache von Algenwachstum, aber nicht über das Maß.
Es ist mir klar, dass das Maß, die Menge abhängig ist von der Besatzstärke aber es bohrt die Frage füttere ich zu viel, mäste ich unbeabsichtigt meine Tiere und schaffe damit auch die Grundlage für fehlende Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten, belaste ich mein Wasser durch die reichlich anfallenden Ausscheidungen übermäßig (Erhöhung der Keimzahl)?
Es gibt in meinen Becken keine Strömung gegen welche meine Fische ankämpfen müssen um Energie zu verbrauchen, keine Fressfeinde, denen es zu entkommen gilt. Der Energieverbrauch ist also absolut minimiert und alle Futternährstoffe können gespeichert und das Unverdaute reichlich ins Wasser abgegeben werden.
Meine Suche nach Antworten auf meine Fragen hat doch noch zum Erfolg geführt und manche meiner Gedanken fanden sich bestätigt.
Im Sonderheft zur 250. Ausgabe des "Aquarien-Fachmagazin" fand ich einen Artikel von Prof. Dr. Heinz Bremer aus der AF 158 (2001) über die "Untersuchung zur Ernährung von Diskus und Skalar im natürlichen Verbreitungsgebiet" mit beeindruckenden Erkenntnissen, welche mir zeigten, dass ich mit meiner laienhaften Annahme vollkommen richtig lag. Die hier sehr umfangreich geschilderten Erkenntnisse über die Auswirkungen der Fütterung auf Fisch/Wasser und die Konsequenzen für die Fütterung im Aquarium sind bedeutungsvoll für unser Fütterungsverhalten.
Einen weiteren, äusserst aufschlussreichen, wissenschaftlichen Beitrag fand ich hier:
scielo.br/scielo.php?script=sc…d=S1679-62252008000400008
Fazit meiner Recherche für meine weitere aquaristische Fütterung war, dass ich nur noch einen Bruchteil vom bisherigen festen Futteranteil verfüttere, der Schwerpunkt Lebendfutter sich bestätigt fand und strikt als Schwerpunkt fortgesetzt wird.
Ich glaube, dass meine Fische dies in ihren Verhalten bestätigten. Die Diskus fühlen sich wohl, laichen regelmäßig und suchen unter jeder Pflanze, im Kies, ebenso wie meine Sterbai, nach fressbaren.
Obwohl sich alle aufgeführten Artikel auf Diskus/Skalar beziehen bedeutet dies in keinem Fall, dass alle anderen Zierfische unter einem anderen Level zu betrachten sind. Ich würde die aufgeführten Erkenntnisse auf alle in Aquarien gepflegten Fischarten beziehen.
Jetzt ist die Sonne im Becken voll aufgegangen und ein neuer Tag hat begonnen. Es ist doch schön, wenn man entspannt vor dem Becken sitzt und das lebhafte Treiben genießen kann, in der Gewissheit es richtig gemacht zu haben.
Gruß
Jürgen