200L für hypancistrus zebra L46

      200L für hypancistrus zebra L46

      Ich habs versprochen, deswegen will ich hier nun auch mal mein Zebra-Becken vorstellen. Seit ich sie mal bei einem Aquarien-Freund gesehen habe, haben sie sich bei mir als Idee festgesetzt. Wie bei Vielen spielten Welse bei mir erstmal eine eher untergeordnete Rolle, jetzt sind sie als Fischfamilie ebenbürtig wenn nicht gar die Stars in den Becken. Immerhin haben die Zebras ein Artbecken bei mir, "Welse" ist auch der erste Fischfamilienname, den Sohnemann kennt. Ich habe vor einer Weile einen Fischfond angelegt, monatlich 50 Euro auf ein Tagesgeldkonto beiseite geschafft und das bei der richtigen Gelegenheit geplündert. Jetzt schwimmen bei mir 8 hypancistrus zebra mit einer Länge zwischen 5,5 und 7,5cm, Geschlechterverhältnis kann ich leider noch nicht bestimmen. Mindestens zwei Männchen und mindestens ein Weibchen muss ich aber haben ;-).

      Das Becken misst 100x50x40 und fasst 200L. Rechts und links in den Ecken stehen große Welshotels versteckt unter massig Schiefer- und Basaltgestein. Ein wenig Wurzelholz, Sand als Bodengrund und spärliche Bepflanzung.

      Daran hängt ein Eheim Prof 2 2126 Außenfilter, ein kleiner 9W UVC, drin ein Sprudelstein plus Venturidüse am Einströmer mit Hailea V10 und 60W LED Beleuchtung (4x10W 5500K, 2x10W RGB), kein Heizer. Durch passende Deckscheiben, Dämmung und den Umstand, dass das Becken im verschlossenen Unterschrank hinter Glas steht, ergibt sich wenig Wärmeverlust und durch die Abwärme der Technik allein schon eine Wassertemperatur von 30°C. Achja, eine Strömmungspumpe ist noch drin, Sicce Voyager mit 4.500L/h wenn mich nicht alles täuscht. Wirbelt ordentlich da im Becken.

      Ich habe versucht, das hier nachzuempfinden:


      Gefilmt wurde irgendwo an der großen Xingu Schleife zur Trockenzeit, da sieht man das Habitat mit viel Gestein, weißem Sand...

      In dieser Dissertation (portugiesisch) finden sich ein paar Diagramme zu den zebras und auch Klimatabellen:
      ufpa.br/ppgeap/images/stories/…acao_Alany_Goncalves_2009 a 2011.pdf

      So sieht das Becken aus:
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      Wasser hat wie gesagt 30°C, einen Leitwert von 80 bis 100 µS und wird in der Regel 2x pro Woche 30% gewechselt. Gibt es Nachwuchs, dann eher weniger, 20% 1x die Woche für 4 Wochen. Manchmal auch 2 Wochen gar kein Wechsel und dafür dann irgendwann eine Power-Woche mit 3x 30% in kurzen Abständen. Mit 20°C Temperatur senkt das Wechselwasser die Temp im Becken auf 25°C schlagartig ab. Ich halte den Schlauch mit dem kalten Wasser direkt dorthin, wo die Zebras sitzen und spüle denen das flimmernde kühle Nass direkt ins Gesicht. Dann ist erstmal Ruhe und während die Temperatur zurücksteigt, steigt auch die Aufregung und ich werfe Futter rein wie ein Bekloppter. Muschelfleisch, Mückenlarven, Diskus-Granulat (auch vom Genzel ;-)), Mysis, Stör-Perlets, Forellenfutter (die beiden aber nur sparsam wegen Leberverfettung) und ansonsten alles, was mir so einfällt. Hauptsache fleischlich (Eheim Trockenfutter ist da auch sehr willkommen).

      Das mache ich eine Woche so. In der Zeit besetzen die Männers ihre Höhlen, die leicht schräg zur Strömung stehen sollten und sehr eng anliegen. Sie dürfen ihre seitlichen Brustflossen gerade mal zur Hälfte ausstrecken können. Die Weiber hocken dann im näheren Umfeld und streiten sich mit leicht gerundeten Bäuchen um die Plateaus genau über den Höhlen des Auserwählten. Es gibt immer nur einen King, die Krone wandert, wenn ich das Alpha-Tier mitsamt Höhle und Brut in den Einhängekasten verfrachte. Im Oktober habe ich die Gruppe geholt, ich ging davon aus, dass es noch Monate bis Jahre dauern könnte, bis sie loslegen können. Mein Vorgehen habe ich mir in zahlreichen Berichten in Deutsch und Englisch angelesen, und nunja, im November gings los :thumbsup:

      Die Männchen lassen die Weibchen in die Höhle und sperren sie dort für 2-3 Tage ein. Je passgenauer sie die Höhlen verschließen mit gekrümmtem Körper und aufgestellten Flossen, umso besser. Die Weibchen legen dann irgendwann ihre Eier, bei meinen, die gerade erst geschlechtsreif sind, sind das so 5-6 Eier. Sehr wenig also aber dafür riesig, erbsengroß. Dann werden sie entlassen und die Papas fächeln. Nach zwei drei Tagen erfolgt der Schlupf, relativ flott werden aus Larven mit großem Dottersack dann kleine schwarzweiße Welse. Schon beim Schlupf sind die 1cm groß, nach 4 Wochen dann 2cm und nach 4-5 Monaten dann 3cm. Aus meinen Gelegen haben immer nur 2 oder so überlebt, ein ganzer 5er Pack ist aus dem Einhängekasten ausgebüchst. Ich habe beim FX6 Einbau den Luftheber so gestreift, dass der Schlauch ab ist und das stehende Wasser hat die kleinen schnell den Überlauf suchen lassen. Hier und da sehe ich mal einen und jetzt liegt da schon wieder eine Höhle im Kasten mit 4 geschlüften Jungen. In 3 Tagen ist der Dottersack weg und ich füttere Artemia Nauplien und Grindalwürmchen rein.

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      Ich hatte mal vor, noch Teleocichla Xingu III mit zu vergesellschaften. Nachdem ich das mit der Vermehrung der Zebras jetzt ein paar Mal durch hab und die alle kennengelernt hab, erscheint mir das keine so gute Idee mehr. Das Becken wäre wohl perfekt geeignet, aber die Bedürfnisse unterscheiden sich dann doch. Vor allem kann man die Hechtgrundelbuntbarsche nicht mehr so mit Futter zuscheißen, wie es für vermutete Jungwelse in so einem Becken notwendig ist. Ich fütter immer sehr großzügig, damit auch in den letzten Ritzen und Ecken vielleicht was ankommt, bei dem Wasserwechsel kann man sich das auch leisten. Die explodierende Schneckenpopulation stutze ich gelegentlich mit ein paar Fallen. Die Zebras lutschen die Schnecken zwar gelegentlich aus und hinterlassen viele leere Häuschen, sie kriegen sie aber nie gebändigt und mit ihrer Anzahl steigt die Wahrscheinlichkeit von Schnecken in den Bruthöhlen. Ich weiß, nicht ob die gefährlich sind, ein Stressfaktor und lästig für die Papas aber allemal. Und dann könnten die Teleos sich ja auch noch kleine Welse schnappen.... lieber nicht also. Zumindest momentan.
      Liebe Grüße,

      Robert

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      Hier noch ein paar Fotos at random:

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      hypancistrus zebra ist von der brasilianischen Umweltbehörde IBAMA mit einem Ausfuhrverbot belegt. Die Art ist vom Aussterben bedroht. Einerseits vermehrt sie sich sehr sehr sehr behäbig. Es dauert so im Schnitt 2 Jahre, bis die Geschlechtsreife eintritt und dann sind die Gelege erstmal sehr klein. Größere Weibchen können auch mal bis zu 30 Eier legen aber Vermehrung heißt auch immer, dass die Energie nicht ins Wachstum geht. Bei nur 5 Eiern nach zwei Jahren und der in der Natur üblichen "Erfolgsrate" kommen nicht viel zusammen. Deswegen, und natürlich wegen seiner kontrastreichen Musterung kostet der h. zebra Wels nicht gerade wenig.

      In Belomonte wird, unterhalb der Xingu Schleife, ein Staudamm in Betrieb gehen. Insgesamt 5 Stück sollen rund um den Rio xingu die Energie für den hungrigen und aufstrebenden Staat Brasilien liefern. Dadurch werden Stromschnellen getilgt oder schlimmer noch, Flussläufe komplett trockengelegt. Es steht zu befürchten, dass das der vom Aussterben bedrohten Art komplett das Habitat entzieht und h zebra in der freien Natur nicht mehr zu finden sein wird.
      Liebe Grüße,

      Robert
      Hey Robert,

      das ist ein richtig toller Bericht über Deine Zebrawelse!
      Es macht richtig Spaß, den zu lesen und die Fotos zu genießen. :thumbsup:

      Den Begriff "Welshotels" kannte ich auch noch nicht.
      Aber der passt super zu dem, was Du da gebaut hast.

      Bitte berichte mal fortlaufend über die weiteren Ereignisse.
      Es ist nämlich immer wieder spannend zu lesen, wie andere an die Zucht von Zebrawelsen heran gehen.
      Grüße aus dem Pott,

      Dieter

      Hi ihr beiden,

      die Zebragruppe wächst und gedeiht und vermehrt sich auch. Anfangs waren es nur kleine Gelege, mittlerweile sinds auch mal bis zu 9 Stück. Davon kommen dann aber meist nur wenige durch. Wenn ich mich anstrenge, also Einhängekasten mit penibler Hygiene, häufige WW und Lebendfutter, dann werdens alle aber ich hab meist nicht die Zeit, mich reinzuknien. Von daher wuseln nur immer mal ein paar kleine zwischen den älteren. Ich weiß, wie ich sie zur Vermehrung bekomme, probier es jetzt aber auch mal ohne Zutun.

      Ich kann das Becken gerade nicht sich selbst überlassen, weil da zwei ziemlich aggressive Algenarten drin sind. Cladophora und irgendeine Fadenalge. Bilder gibts bei Gelegenheit hier. Die wuchern mir innerhalb kurzer Zeit alles voll. Alle 10 Tage muss ich ausweiden. Mein Plan ist, eine Schwimmpflanze anzusiedeln, die Licht nimmt (kann das schlecht dimmen) und Nährstoffe.

      Von den Welshotels bin ich mittlerweile nicht mehr so überzeugt, weil da in den hintersten Ecken immer Mulm liegt. Vielleicht räume ich das alles nochmal aus und mache ein cleaneres Setup. Bei der Gelegenheit putze ich alles ab und hoffe, dass die Algen nie wieder kommen. Um ein Mittel werde ich zusätzlich aber nicht drumherum kommen.

      Ich bin auch für das große Becken durch die Welse auf eine andere Art der Aquaristik gekommen. In den 720L leben 8 L75, 11 L134 und 5 L333 bei denen ich jeweils auf die Vermehrung warte und dann reduziere. Für die Welse kann es gar nicht clean genug sein. Heißt alle paar Tage große Wasserwechsel, keine organische Belastung, kein Mulm und viel Strömung/Sauerstoff. Ich will den Welsen das "Flussfeeling" bieten und das geht nur, wenn das Wasser quasi fast durchläuft. Bei den Zebras wechsel ich jede Woche mindestens 40% - meistens mache ich WW aber innerhalb von 3 oder 4 Tagen Abstand. Bei der Gelegenheit gibts dann auch 30% im 720L Becken. Ich hab das Gefühl, das reicht noch nicht, aber mehr jedes Mal auf Temperatur zu bringen (im Winter zumindest) ist auf Dauer sehr teuer. Für die Diskus fahre ich ja mindestens 27°C. Die Welse hätten gern 30°C und bei einem offenen Becken verpulvert das ordentlich. Bei den Zebras ist es da leichter.

      Na mal sehen, wann ich den Großeinsatz mache, vorher wollte ich wie gesagt L75 und L134 mal mit mehr Verve verfolgen.
      Dateien
      Liebe Grüße,

      Robert
      Hallo Robert,

      danke für das Update!
      Schön zu hören, dass die Zebras sich anscheinend wohl fühlen. Ich denke, deine Idee mit den Schwimmpflanzen ist gut, aber die kommen halt mit Strömung nicht so gut zurecht.
      Liebe Grüße aus Wien

      Benni


      Pro kurzflossige Kampffische und Guppys. Kontra Zuchtformen und Hybriden. Schätzt und erhaltet die Artenvielfalt.
      Hallo Robert,

      das Du ein erfolgreiches Rezept für die Zebrawelse gefunden hast, ist sehr schön.
      Sehr schade aber, das Du nicht genug Zeit hast für eine erfolgreichere weitere Aufzucht.
      Aber es stimmt natürlich, die Welszucht macht schon richtig viel Arbeit.
      Na ja, spätestens wenn Du mal in Rente gehst, wirst Du wohl genug Zeit aufbringen können. :D

      Mit den Schwimmpflanzen hat Benni vollkommen Recht, viel Oberflächenströmung stört die gewaltig.
      Aber Du brauchst die ja eigentlich auch gar nicht, viel wichtiger ist es, den unteren Aquarienbereich kräftig zu durchströmen.
      Dann haben die Welse, was sie brauchen, und die Schwimmpflanzen können in Ruhe gedeihen.
      Grüße aus dem Pott,

      Dieter

      hallo zusammen,

      wenn es dir möglich ist könntest du einen kleinen teil des aquas vielleich einmal umgestalten.
      die tiere leben in ihrem natürlichen biotopen nicht unbedingt in höhlen, wir fanden sie nur in senkrechten steinspalten, ziehmlich dicht unter der wasseroberfläche (50cm vielleicht) das sonnenlicht fiel in die spalten aber die tiere waren sehr rege (tagaktiv, ganz sicher). es wäre sehr interessant welche "deko sie vorziehen, zur vermehrung aber auch als ruhezone.

      102.L46 Zebrawels Hypancistrus zebra.jpg
      Viele Grüße, Apisto...
      So ist es Apisto, die Höhlen besetzen immer nur zwei Männchen zur Brut. Ansonsten ziehen sie Spalten vor und oft sind sie auch ganz offen zu sehen. Damit ergibt sich aus den Welshotels viel toter Raum, der schlecht durchspült wird.

      Mein Plan war, Umgestaltung und Algenkampf zusammen zu legen. Ich erstatte Bericht.
      Liebe Grüße,

      Robert